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Auch erblicket man auf's Best einen schönen Thurm daneben;
Da hört man zwey Glocken schlagen, eine geht die andre steht,
Jene muß die Stunden sagen, diese rufet zum Gebet.

Schillers eine Glocke tönt zwar lieblicher als diese beyden; doch ein Ton, der aus einem fernen Jahrhunderte herüber schallt, wenn ihn auch nicht ganz harmonische Akkorde begleiten, hat Etwas die Wehmuth Erweckendes, besonders hier, von dem Gedanken begleitet, daß eben diese Glocken, welche die alten Bewohner, deren Bankau gedenket, zur wahrhaft innigen Andacht riefen, noch da, aber ihre Töne, die damals so hell erschallten, verklungen und verschwunden sind, wie die Herzen, in denen sie Rührung weckten; der Welle gleich, die rauschend ihr Haupt erhob, versank, und nimmer wiederkehrt. Bankau führt, als Pastor loci, natürlich zuerst in die Schloßkirche; wir folgen ihm. Sie ist klein, aber recht zierlich, und für ihr Zeitalter geschmackvoll. Die Gemälde verdienen keiner Erwähnung, wohl aber eine Arbeit in Stuk,

Empfohlene Zitierweise:
Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/197&oldid=- (Version vom 14.2.2021)