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warf, sahe man auch an der Küste von Dondangen und Domesnees die traurigsten Wirkungen. Nach einem ziemlich heitern Tage brach der Orkan plötzlich, und ohne daß man seine Nähe ahndete, aus. Die alte Burg zu Dondangen, die so lange dem Sturme der Zeit getrotzt hat, schien jezt, von den Wogen des mächtigen Luftstromes umspült, beben und sinken zu wollen. In einem Augenblick waren die größten Bäume umgerissen; Dachziegel wehte der Orkan wie leichte Herbstblätter dahin; alles starrte mit banger Erwartung der Folge dieser schrecklichen Naturscene entgegen. So wüthete der Orkan die Nacht hindurch, und kaum graute der Morgen, als athemlos und vor Schrecken fast der Sprache nicht mächtig, ein Bauer aus einem Strandgesinde in die Burg stürzte und rief: Schiffe sähe man stranden, viele Schiffe, und auf den hoben Wellen wogten allenthalben Leichen, ertrunkene Pferde und Schiffstrümmer ans Ufer. Der Oberamtmann Waegner, und mit ihm der damals gerade in Dondangen anwesende Kanzeleyl-Sektetair des piltenschen Landraths-Kollegiums, Herr

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/234&oldid=- (Version vom 14.2.2021)