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trägt. Doch der Tod, als schreckliches Gerippe, durchschneidet mit seiner Sense, den Baum, und er fällt mit seinen Zweigen und dem Jünglinge und Mädchen, die er wie Blüthen und Früchte zugleich getragen, zur Erde nieder. Hier, im Andenken des frühen Todes von ein paar Liebenden, wo der Tod die rothe glühende Rose der Liebe und des Lebens, so schnell in die weiße seines Erblassens verwandelte, ist das erste Bild und dessen Deutung rührend; das zweyte zerstört die Stimmung und erinnert nur zu anschaulich an eine Liebe, für deren schwaches Myrthen-Reis der Magen allein Frucht- und Blumentopf war, in welchem es zu sprießen begann.

Unter einigen alten Wappenschildern fand ich auch eine Tafel hängen, die einem redlichen Dienstmädchen, als Andenken der Dankbarkeit für treue Dienste, von ihrer Herrschaft geweiht worden war. Mit Vergnügen bemerkte ich dieses kleine Täfelchen, das unter den alten Wappen, wie ein frischer Kranz an Ruinen hing. Es macht dem Herzen der edlen Dame, die dieses Andenken

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/258&oldid=- (Version vom 14.2.2021)