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um Händel zu vermeiden, davon schlich. Frühe den andern Morgen wandelte ich den Kirchenberg hinan. Es hatte die Nacht stark gereift, und ein leichter weißer Schleier das Gras und die rothen Dächer der Häuser an der Kirche und diese selbst umzogen, und schwebte über den Anhöhen jenseits dem See, wie ein zartner, bleicher Duft um reife Früchte. Die Sonne stieg empor, und die Erde, freudig über ihr Erscheinen, ließ den Schleyer sinken, worin die kalte Nacht sie gehüllt, und blickte lächelnd dem freundlichen Gestirn ins glühende Gesicht. Es war ein wahrer Sonntagsmorgen. Still und feyerlich tönten aus den Häusern am Fuße des Kirchenberges Melodien geistlicher Gesänge herauf, die diesen Feyertag begrüßten, und über die Häuser in der Tiefe, aus denen jene Gesänge hallten, blickte ich von der Spitze des Hügels nach ein paar gegenüberliegenden Schanzen, deren oberste Fläche aber zum Ackerfeld umgeschaffen war, — und auf einen fernen Wald, der seinen Fuß im stillen See badete‚ dann die gegenüber liegende Anhöhe hinauftrat, und sein grünes Haupt in

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/265&oldid=- (Version vom 14.2.2021)