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für eine kleine Hoflage halten sollte, gelangt man in einen tiefen Tannenwald, wo man nur hin und wieder einen Krug und einzelne Bauerwohnungen erblickt. Erst unweit dem Privatgute Rönnen, wenn man sich dem Ufer der schönen Abau nähert, verläßt man den Wald. Der Rönnensche Krug, im Thale an der Abau, hat eine wahrhaft romantische Lage. Rechts erblickt man an einer Anhöhe die zum Privatgute Rönnen gehörigen mehrentheils massiven Gebäude. Sie liegen hier, wie an den hoben Ufern der Elbe unweit Meissen die zierlichen Häusergruppen. Links wendet sich die Abau, ein tiefer stiller Strom, einem abgerissenen Berge zu, auf dessen Spitze Tannen grünen, und nimmt hier alsdann eine kleine rieselnde Quelle in ihre Fluten auf, wie ein Großer die Huldigungen und Opfer des Geringeren, ohne sie zu bemerken; und doch schwellen die allmälig gesammelten Opfer dieser Art den Strom allein so mächtig auf, der auch darin manchem Vornehmen und Großen gleicht, daß er so eilig als möglich seine Quelle flieht, nie zu selbiger zurück schaut, und, alles verschlingend, was

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/270&oldid=- (Version vom 11.5.2019)