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eine kleine Feste gewesen, ist gewiß, das beweisen die Gräben, die man auf der einzigen Seite, wo der Zugang möglich ist, findet. Das beweiset der dahin führende mit großen Steinen gepflasterte Weg – ja selbst die Menge von Ziegelstücken, die man auf dem Berge sieht, wo man auch eine Vertiefung findet, die wie ein verschütteter Brunnen aussieht. Groß kann indeß diese Feste oder dieses Bergschloß nicht gewesen seyn, denn die Fläche des Berges enthält oben nur 60 Fuß im Quadrat. Wahrscheinlich ist sie schon in den ältesten Zeiten verfallen oder zerstört, und selbst die Ruine ist allmählig verschwunden. Eine mehr wild romantische und dabey doch schönere Lage, als dieser Berg hat, habe ich in Kurland nicht gesehen. Zwey Bäche vereinigen sich am Fuße des Berges und bilden beyde in einem Dreyeck, aus dem sich schroff und spitz der Schloßberg erhebt, eine fürchterlich tiefe steile Kluft. Abgerißne nackte Ufer, in der Ferne gespaltnen Felsen ähnlich, wechseln mit Abhängen von alten, hohen Eichen gedeckt, – ein dunkler ernster

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/31&oldid=- (Version vom 13.12.2020)