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daß aus dem Ey, das eine Königin in den Bienenstock legte, eine gemeine Arbeitsbiene entsteht, und wohl ihr, wann sie wenigstens das, und keine Drohne ist. Das den Kurisch Königen eigenthümliche Land soll im Umkreise ohngefähr 3 Meilen einfassen. Es ist sehr fruchtbar, nur ihre Wälder, obgleich sie eigene Buschwächter haben, sind bis auf bloße Gehäge, in denen es noch schöne Buchen giebt, ruinirt. — Ehemals haben mehrere Bauern in der Frauenburgschen und Bauskenschen Gegend, gleichsam als Unterbefehlshaber des hier wohnenden obersten Heerführers Kikal, den hiesigen Bauern ähnliche Privilegien gehabt — diese aber bis auf die Kapseln des herrmeisterlichen Siegels, die sie noch besitzen sollen, verloren. Es ist wahrlich mehr rührend als lächerlich — bey dem Verluste alter Berechtigungen, dergleichen alte Kapseln noch zu bewahren. Doch so ist es schon; wo Gegenwart und Hoffnung ihre Freuden versagen, da muß sie die Erinnerung der Vergangenheit gewähren, und mancher arme Bauer mag im Anschauen jener leeren Hülsen seiner ehemaligen

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/318&oldid=- (Version vom 12.12.2020)