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Freude und Kummer und von allen menschlichen Trieben bewegt; — in der großen Minute des Todes hat es auf immer ausgebebt — in ihr sank der Glanz, mit dem Fürstengunst die Brust des Staatsmannes schmückte, und der Tod weihete selbst die Reste des Lebens sich zu einem so treuen Eigenthum, daß auch die Kunst ihm diese nicht für wenige Jahrzehende ganz entreißen konnte. Mit einem Gefühle inniger Wehmuth verließ ich dieses Grabgewölbe und wandelte zwischen den Kreuzen, die hier an den vielen Rasenhügeln, wie Einschnitte in Bäumen, als Merkzeichen der Vorübergegangenen standen. Unter dem Schatten der hohen Bäume, wo der vormalige hiesige Prediger Bursi einige seiner Kinder begraben lassen, deren grünende Hügel, wie friedliche Ruhesitze, da liegen, steht auch das Grabmal einer alten 70 jährigen Bäuerin, die mit der größten Sorgfalt, als Wärterin, sowohl die noch lebenden als die hier ruhenden Kinder des Predigers Bursi gepflegt und sie herzlich geliebt hat. Hier schläft sie nun bey ihren geliebten Pfleglingen, und das Kreuz auf ihrem

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/369&oldid=- (Version vom 12.12.2020)