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entspricht jener heiligen Ahndung, die die Natur ja auch immer nur tief verschleyert vor unsre Blicke führte. Vom Bache aus, als dem Bilde des noch im frischen Daseyn wogenden Lebens, geht, über einen Grabhügel, durch dunkle Pfade der Weg zum Altar der Unsterblichkeit. So weit wäre selbst als Allegorie diese Anlage vortreflich ausgeführt; nur müßte vom Altar aus eine sich im Fortschritte immer weiter, wie ein Lichtpunkt, ausbreitende Aussicht darstellen, deren Hintergrund allenfalls auch eine Allegorie umfassen könnte. Denn Psyche, die zu dem von der Natur errichteten Altar der Unsterblichkeit über den Grabhügel wandelt, wo ihr zurückgelassener Gefährte in Staub sank, und sie selbst, dem dunkeln Todesgange entflohen, opfernd an dem Altar der Unsterblichkeit niedersinkt und um Erhaltung fleht, muß hier einen Lichtpunkt haben, dem sie entgegen wandeln kann, und in dem ihr Erhörung entgegen schimmert; oder sie muß traurend umkehren zu dem verlassenen Gefährten und mit ihm sinken in ein ewig schweigendes Grab, — was aber hier

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/377&oldid=- (Version vom 12.12.2020)