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zu stellen und diese anzuzünden. — Es muß ein schönes erhabenes Gemälde seyn, wenn in einer stillen Sommernacht diese ehrwürdigen Steinmassen von den Flammen erhellt werden, und die Glut aus des Thurmes gewölbten Fenstern auf das grüne Laub und den tiefen stillen Strom am Fuße des Schloßberges, wie feuriger Thau, herabsinkt. Ich würde glauben, die Vorzeit selbst zu erblicken, wie sie, von flammenden Erinnerungen geweckt, hier aus einem ihrer vielen Gräber mit glühendem Auge herabschaut. An der äußern Mauer der Kirche fand ich, wie in Dondangen, einzelne große Steine, die aus der übrigens glatten und geraden, noch mit einem Kalkanwurf bedeckten Mauer, hervorragten. Ich kann mir diese absichtliche Unregelmäßigkeit nicht anders erklären, als daß es Denksteine irgend einer merkwürdigen Begebenheit seyn sollen; vielleicht der Wiederherstellung der Kirche und des Schlosses, das einmal, wenn ich des Inhalts der Chronik mich recht erinnere, von den Lithauern erobert und zum Theil zerstört wurde. Aber diese Denksteine, welche die Vergangenheit in einem großen Spiele um Leben

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/395&oldid=- (Version vom 12.12.2020)