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um den übrigen auf dem Olymp zu genießen. Zur Johanniszeit ist Mitau so interessant, als es nur eine große, volkreiche Residenz seyn kann, und außer derselben stille genug, um die genossenen Johannisfreuden in ruhigen Erinnerungen zu feyern. Ich muß dem Leser daher ein doppeltes Gemälde entwerfen, und, bevor ich die Stadt zeichne, wie sie ist, sie darstellen, wie sie immer seyn sollte, um eine der lebhaftesten Städte genannt werden zu können.

Nur allein der Einzug zur Johanniszeit ist nicht sehr glänzend, denn gleich an den Thoren, ja oft schon vor denselben, wird man von einer Menge großer und kleiner Ebräer umringt, die Quartiere anbieten; man logirt nämlich, wie zur Meßzeit in Leipzig, hier zur Johanniszeit größtentheils in Privathäusern. Mit bewundernswerther Geläufigkeit rühmt ein jeder die Vorzüge der Logis, die er anbietet, ihre Bequemlichkeit, ihre Wohlfeilheit, und zuweilen wohl auch die Reize der Wirthin. So wollte, als ich einmal im Juny nach Mitau reiste, ein kleiner krausgelockter Ebräer diesen Vorzug durchaus bey mir geltend machen, überschrie alle

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/403&oldid=- (Version vom 12.12.2020)