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man bemerkt die Anstrengung der genauesten Überlegung und Berechnung. Still und in sich gekehrt sieht man jezt die Männer auf den Straßen gehen und fahren. Nur die Damen läßt dieß Karneval des Pluto ungestört. Ihr Schutz allein hält die Musen von der Flucht, vor dem Bannspruche der ernsten Geschäfte zurück; sie nähren die Göttinnen in dieser Prüfungszeit mit den silbernen Brodsamen, die von ihrer Herren Tische fallen.

Das Schauspiel und der Offenbergsche Garten bleiben aber demungeachtet, immer angefüllt, weil selbst die Männer, welche den ganzen Tag hindurch die wichtigsten Geschäfte gehabt haben, gegen Abend einer Erholung bedürfen. Oft habe ich, auch außer dem Theater, Monologe auf der Straße halten sehen und hören, denen es weder an feuriger Deklamation, noch an mimischer Darstellung fehlte. So ging einst ein Mann vor mir auf der Straße, der sehr oft die Hand ausstreckte und dabey wiederholt sagte: „Das geht unmöglich an! ich brauche selbst mein Geld und kann es nicht länger lassen.“ — Ein anderer stand jeden Augenblick still, legte den Stockknopf an die Stirn und bewegte die

Empfohlene Zitierweise:
Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/409&oldid=- (Version vom 12.12.2020)