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gedrängt durch alle Theile des erleuchteten Gartens. Hier erscheinen denn auch häufig Charaktermasken. Betrachtet man nun die verschiedenen Gruppen, die wechselnden Gestalten, die, flüchtig von Strahlen umflattert, vorüberziehen; so träumt man sich gern in jenen Hain jenseit des freundlichen Lethe, wo Vergessenheit der Leiden und Genuß nie aufhörender Seligkeit alle Stände und Nationen vereint — wo die Gegenwart, in Lichtströmen froher Augenblicke, den Wanderer allenthalben begleitet.

Bis gegen den Morgen bleibt der Garten belebt; wenn aber hin und wieder die Lampen zu verlöschen anfangen, und die ersten Strahlen des Morgenrothes die Zauberbilder bannen, die mit schimmernden Schwingen über diesem Feengarten schwebten, dann wird man auf eine unangenehme Weise an die Flüchtigkeit der menschlichen Freuden erinnert. Es gilt dann von diesen, wie vom menschlichen Leben selbst, mit sprechender Wahrheit:

„Weg von der Kerze in die Luft gehaucht,
Verfliegt die Flamme und die Kerze raucht.“

Empfohlene Zitierweise:
Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/423&oldid=- (Version vom 12.12.2020)