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Der Aberglaube, der ihre Geister fürchtet, hat dies Wäldchen, das zum Gute Ligutten gehört, vor jedem Spolium bewahrt und die holzarmen Bewohner Durbens abgehalten, hier auch nur einen Stamm zu fällen. Mag da nicht mancher Baum in einem modernden Herzen entkeimt seyn, das muthig und stolz einst unter eisernem Panzer geschlagen? Die Natur selbst hat hier die Stammbäume gepflanzt; die mit größerer Wahrheit, als oft die gemalten, in einem todten Helden ihre Wurzel schlagen.

Die Lage Durbens an dem Bache Lissa, in einem Thale, das sich längs schrägen Hügeln bis zum Durbenschen See hinzieht, ist sehr romantisch. Der Flecken hat eine Kirche, ein Armenhaus, 23 Wohnhäuser und 88 männliche und 86 weibliche Bewohner. Viele Häuser sind ganz verfallen. So klein indeß der Ort ist, so verschönert er doch die Landschaft ungemein. Dieß ist besonders der Fall, wenn man sie von den nahen Hügeln erblickt, und wie in einem Gemälde, die Häusergruppe, die Ruine des Schlosses und den am Fuße desselben ausgebreiteten

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/76&oldid=- (Version vom 13.12.2020)