Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/81

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Hexenmeister bey seiner einmal gemachten Anzeige, und seine bloß schwarzkünstlerische Behauptung war hinreichend, den armen Ungermann, seine Familie und sämmtliche Hausgenossenschaft fast 6 Jahre hindurch im Gefängnisse schmachten zu lassen. Der verlorne junge Mann ward endlich durch Zufall bey einem Bauer wiedergefunden, dem er sich als Knecht verdungen hatte. So war denn der unglückliche Ungermann gerettet, der vielleicht, ohne diese zufällige Entdeckung, als ein Opfer der schwarzen Kunst gefallen seyn würde. Wenn damals ein Religionslehrer so fest an Zaubermittel glaubte, wie mächtig muß nicht der Aberglaube beym Volke gewesen seyn. Doch, hat nicht jede Zeit ihren Aberglauben, mag er sich an Bannsprüche eines Hexenmeisters, oder an die oft eben so dunkeln Formeln eines Philosophen halten? Und hat dieser philosophische Aberglaube nicht auch seine Verfolgungen, seine falschen Beschuldigungen und Verdachte? und wird in diesem nicht auch der Geist gefangen gehalten? — Bey Durben bemerke ich nur noch, daß der

Empfohlene Zitierweise:
Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/81&oldid=- (Version vom 12.12.2020)