Seite:Von der Sprachfaehigkeit und dem Ursprung der Sprache 269.png

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bestimmt erkennen. Hier ist die Unterredung unmöglich. —


Ferner: man denke sich mehrere, die um sich zu berathschlagen, versammelt sind. — Dies wird bei rohen und uncultivirten Menschen, wie wir hier sie uns denken, oft der Fall sein, weil sie oft des gegenseitigen Raths bedürfen. — Man erwäge ob die angenommene Hieroglyphensprache für eine so große Gesellschaft bequem sein werde. Gesetzt, es sind ihrer zehn beisammen; während einer redet und achte zuhören, fällt es dem zehnten ein, auch etwas vorzutragen. Aber alle seine Zeichen werden nicht beobachtet, weil die übrigen auf den ersten merken. Wie soll er es anfangen, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen?


Man erinnere sich einer Bemerkung, welche die tägliche Erfahrung bestätigt. — Das Gehör leitet unwillkürlich die Augen: man richtet sich nach der Gegend, wo ein Schall herkam, selbst ohne sich mit Bewußtsein die Absicht zu denken, der Ursache dieses Schalls nachzuspüren; ja, man hat oft Mühe sich des Hinsehens zu erwehren. Da es der vorausgesetzten Person in der Ursprache frei steht, sich sowohl fürs Gesicht, als fürs Gehör auszudrücken, so wird Er, unsrer, nicht gerade deutlich gedachten, aber dunkel gefühlten Bemerkung zufolge, auf den letztern Sinn zu wirken suchen, um die Gesellschaft vor’s erste nur aufmerksam auf sich zu machen, und mag vielleicht zuerst einen unarticulirten Ton, etwa ein Hm! von sich geben. Jetzt werden die andern ihre

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Johann Gottlieb Fichte: Von der Sprachfähigkeit und dem Ursprung der Sprache. Hofbuchhändler Michaelis, Neu-Streelitz 1795, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Von_der_Sprachfaehigkeit_und_dem_Ursprung_der_Sprache_269.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)