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wendete man diese Bestimmung auch auf das Besitzthum an, man sagte z. B. das Schaf des Markus u. s. w. Der Genitiv hatte deshalb auch seine Stelle, durch die er bezeichnet wurde, unmittelbar nach dem Substantiv, zu dessen näherer Bestimmung er diente. Z. B. man wollte unter einer Horde einen bezeichnen, der mit mehrern andern einen gleichen Namen hatte; so setzte man, um ihn nicht mit einem von diesen Andern zu verwechseln, den Namen seines Vaters hinzu, als: Markus Caji, u. s. w. Da nun, nach den Grundsätzen, welchen wir bei der Ableitung der Grammatik gefolgt sind, jedes Wort, je weiter es in der Reihe der Zeichen zurückstand, einen desto längern und stärkern Accent erhielt: so mußte auch der Genitiv einen längern oder stärkern Ton bekommen, als der Nominativ, hinter welchem er seinen Platz hatte.


Auch der Ablativ ist, wie der Genitiv, entstanden, um ein Wort näher zu bestimmen, und drückte vielleicht anfangs das von einem Orte Nehmen aus. Er ist mit dem Genitiv gewissermaßen gleichartig; beide drücken die Beziehung mehrerer Nennwörter auf einander aus. Die Entstehung dieser beiden Casus ist allerdings in der Ursprache zu suchen. Es war unter rohen Völkern sehr nothwendig, dergleichen Beziehungen recht verständlich auszudrücken. Wie leicht konnte man einem verdrießlichen Mißverständnisse vorbeugen, wenn man, um einen Menschen desto genauer kenntlich zu machen, den Namen seines Vaters zu dem seinigen hinzufügte; so wie man auch in allen alten Geschichtschreibern

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Fichte: Von der Sprachfähigkeit und dem Ursprung der Sprache. Hofbuchhändler Michaelis, Neu-Streelitz 1795, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Von_der_Sprachfaehigkeit_und_dem_Ursprung_der_Sprache_321.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)