Seite:Von einem blinden Knaben, welcher zur Musik eine vorzügliche Anlage hat.pdf/3

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Falkenhausischen Dorfe Trautskirchen an der Zenn lebt gegenwärtig ein achtjähriger Knabe, Namens Johann Paulus Ruff, welcher das Unglück hatte, als ein Kind von 6 Wochen auf beyden Augen blind zu werden. So bald er ein wenig laufen konnte, bemerkte man schon an ihm viele Neigung zur Musik und ein gutes musikalisches Gehör; denn oft drehete er sich zu halben Stunden nach dem Tact herum, wie ein Tänzer, und zur andern Zeit hörte man ihn auf dem Tisch oder einem Kasten mit beyden Händen sehr abgemessen trommeln und auf mancherley Stecken abwechselnd schlagen, um verschiedene Töne hervor zu bringen. In seinem siebenten Jahre bekam er eine kleine Flöte, die nur ein paar Kreuzer kostete, zum Geschenk, und nun war er ganz wonnetrunken und bekümmerte sich um alles andere nichts mehr. Was er in der Kirche hatte singen und spielen hören, als die Lieder: Warum sollt ich mich denn grämen etc. O Gott du frommer Gott etc. Ach bleib mit deiner Gnade etc. spielte er nach der Predigt so gut, als wenn er sie nach den Noten gelernet hätte: und nachher ließ er auch Märsche und Tänze ohne alle Anweisung hören.

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