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Verschiedene: Wünschelruthe


Doch dein muß ich nun stets gedenken,
Im Busen ist der Durst erwacht;

15
Ich will das Herz mit Thränen tränken,

Da mir das Weinen Freude macht.

Z.




Aus Shakespears
Much ado about nothing     Act. 1.


Benedict und Claudio.

     Claud. Ist dir Leonatos Tochter nicht aufgefallen, Benedict?

     Bened. Aufgefallen gerade nicht, aber ich bemerkte sie –

     Claud. Du findest sie liebenswürdig?

     Bened. Fragst du nach meinem simpeln gesunden Urtheil, wie es jeder andre ehrliche Kerl thun würde, oder willst du, daß ich mit dir als Weiberhasser von Profession spreche, wie gewöhnlich? –

     Claud. Laß mich deine offenherzige Meinung hören, ich bitte dich. –

     Bened. Nun denn auf Treu und Glauben: Für ein hohes Lob scheint sie mir zu niedrig, für ein blondes zu braun, zu klein für ein großes – wäre sie nicht so wie sie ist, dann wäre sie häßlich, aber so wie sie ist, mag ich sie nicht. – Das ist alles, was ich zu ihrem Vortheile sagen kann.

     Claud. Du glaubst ich scherze, o nein, sag mir aufrichtig, wie gefällt sie dir? –

     Bened. Du willst sie wohl kaufen, daß du so nach ihr fragst? –

     Claud. Kann man auch ein solches Juwel kaufen? –

     Bened. O ja und noch eine Schachtel dazu. – Aber in aller Welt, ist das Ernst, oder machst du den Spaßvogel? – Du willst mich vielleicht überreden, Cupido sei ein glücklicher Hasenjäger; – aus welcher Tonart willst du accompagnirt sein? –

     Claud. In meinen Augen ist sie das reizendste Geschöpf das mir je vorkam.

     Bened. Bis jetzt kann ich doch ganz gut ohne Brille sehen – aber dergleichen hab’ ich nicht entdeckt; hätte ihr Bäschen da nicht die unglückliche Raserei, wahrhaftig sie und Hero, wie Mai und December. – Aber ich hoffe, Bester, du bist nicht ernstlich gewillt, in den Stand der heiligen Ehe zu treten.

     Claud. Ich fürchte, Hero könnte mich meineidig machen, hätt’ ich auch das Gegentheil beschworen.

     Bened. Dahin also ist es gekommen? Lebt denn nicht ein Mann in der weiten Welt, der seine Mütze ohne Angst und Sorge tragen will? Soll ich nie einem Junggesellen von sechszig Jahren begegnen? – Nun so fahre hin meinethalben! willst du deinen Hals in das Joch beugen, so laß dich denn drücken, so ächze und schwitze denn Sonntag wie Alltag. – Sieh, Don Pedro, er sucht dich.

     Don Pedro. Warum kommt ihr nicht mit uns, welche Geheimnisse habt ihr schon wieder? –

     Bened. Ich wünscht’ Ew. Hoheit geruhten, mich zum sprechen zu zwingen.

     D. Pedro. Bei deinem Eide sprich!

     Bened. Bei meinem Eide, ihr hört, Graf Claudio; – o sonst kann ich schweigen wie ein Stummer, glaubt mir, aber bei meinem Eide – Nun bei meinem Eide: er ist verliebt. – In wen? fragt Ihr; – kurz, in Leonato’s kurze Tochter. –

     Claud. Wär’ es so, da hätt’ ers nun glücklich von sich gegeben.

     Bened. So ist es nicht, so war es nicht, das alte Lied. – Doch der Herr verhüte, daß es so ist.

     Claud. Aendert es sich nicht bald, dann verhüte Gott, daß es überhaupt anders werde. –

     D. Pedro. Amen – wenn ihr sie liebt, das Mädchen ist eurer Liebe werth.

     Claud. Ihr wollt mich nur aufs Eis führen. Zwar –

     D. Pedro. Bei meiner Treue, ich sagte meine Gedanken.

     Claud. Und auf Ehre, Herr! ich sprach wie ich dachte.

     Bened. Und auf zwey Treuen und zwei Ehren, ich auch.

     Claud. Ich fühle daß ich sie liebe.

     D. Pedro. Sie verdient es, das ist gewiß.

     Bened. Und daß ich weder fühle, wie es möglich ist, sie zu lieben, noch weiß, wie sie es verdienen kann, das ist eine Ueberzeugung, die kein Feuer mir ausbrennt. Darauf sterb’ ich. –

     D. Pedro. Du warst immer ein hartnäckiger Frauenverächter und Schönheitsläugner.

     Claud. Und das aus purem Eigensinn.

     Bened. Keineswegs. – Daß mich ein Weib gebar, daß sie mich aufzog, – ich dank’ es ihr bestens; – aber nun wollen sie dem Menschen noch die Krone aufsetzen – gehorsamer Diener; da könnte ich die Hunde von der Hirschfährte verlocken, das – mögen die Damen mir erlassen. Ich will nicht so ungerecht gegen sie sein, irgend einer zu mißtrauen, gegen mich aber bin ich so gerecht, keiner zu trauen. Kurz und gut, und um so besser für mich, Junggesell leb’ ich, Junggesell sterb’ ich.

     D. Pedro. Geh! ich sehe dich noch vor meinem Ende ganz blaß vor Liebe.

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Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_011.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)