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Verschiedene: Wünschelruthe


Isidorus, Romantische Dichtungen. Mannheim. 1817. –

In 3 Abtheilungen: 1. Sehnsucht, 2. Reich der Minne, 3. Verklärung, wird die Bedeutung des Lebens gelößt, wie es von der Sehnsucht, dem Streben, durch die Liebe, dem Schaffen, Zeugen und Einen, zur Verklärung, der ewigen Einheit und Klarheit – himmlischer Liebe und allheiliger Poesie – sich entfalte. – Mit Liebe, reicher Fantasie und frommem Sinn gedichtet, möchte vielem im Buche zu breit, und dürfte fester und gedrungener seyn. Lange, bis in’s Kleinste ausgeführte, oft wiederkehrende, wiewohl blühende, Schilderungen des Frühlings und der Landschaft ziehen die Geschichte der Dichtung zu weit auseinander. Die eingewebten Märchen von der Ureinheit und dem einen Urquell der Poesie bei allen Völkern und Zeiten sind wohl das Beste; manches gute Lied schließt sich dem an. Auf das Christenthum ist die Verklärung, mit Recht, gegründet, aber die Zeit vom „heiligen Wahnsinn, Karfunkel, und Hyazinthentanz“ möge vorüber seyn. – Das Buch scheint Fortsetzung, oder besser neue und geschlossene Darstellung von Novalis Heinrich v. Ofterdingen, den es aber nicht erreicht. – Mehr Kraft dem frommen Sinn, mehr Festland der Fantasie, und mehr Furcht vor Verschwimmen in Liebe! –

H.




Lied.

     Aus hellen Augen fallen Grüße
Wie Diamanten heimlich fort,
Die freudig bebend ich verschließe
An einem stillverborgnen Ort.

5
     O könnte ich den Ort dir zeigen

Wie alles glänzet licht und mild,
Wie stralend sich die Steine reigen
Zum Kranze um ein lieblich Bild;

     Und wie darunter steht geschrieben

10
Mit rothem heißen Herzensblut

Von bangem süßverschwiegnen Lieben,
Von stummem Schmerz, von treuem Mut.

Z.




Schulfrüchte,
d. i. anmuthige Redensarten eines Schulmannes, vermuthlich um seinen Schülern die Wissenschaften angenehm zu machen.




Wir sollten eigentlich jetzt statt 1818, 1822 schreiben, weil Jesus 4 Jahre ante Christum natum geboren ist.

Ein Beweis für die Kugelgestalt der Erde ist das Schauspiel des Himmels, daß man immer die nämlichen Sterne sieht, – oder vielmehr umgekehrt.

Jede Kugel bewegt sich um ihre eigne Axe, z. B. eine Billardkugel oder eine Kegelkugel, – also auch die Erdkugel.

Unter dem Aequator geht es so weit, daß die Menschen, wenn sie es in der Hitze aushalten können, gar keinen Schatten haben, unter den Polen aber geht der Schatten ganz geschwinde um den Menschen herum.

Die Sprache dient zum Ausdrucke nicht nur der Empfindungen, sondern auch solcher Dinge, die man nicht hört und nicht sieht.

Ehe das Pulver erfunden wurde, mußte man mit Lunten loszünden. Da lud man die Kugeln unten hin und das Pulver oben drauf, das knallte mehr als eine Kanone.

Das Erdbeben zu Lissabon zerstörte nicht nur ganze Straßen, sondern auch einzelne Häuser.

Der Nil schickt sein Wasser hin wo er hin will.

In Paris steht ein großes Haus, und das ist eine Wollenfabrik. Auf diesem steht noch eins, und das sind ihrer zwei.

In Rußland giebt es verschiedne Fenster, sowohl von Glas als getränktem Oehl.

Beim Ueberfall von Hochkirch schnallten die Preußen die Sättel auf die bloßen Hemden und ritten in aller Eile zum Thore hinaus.

Wer im Revolutionskriege nicht marschieren wollte, der kam gleich unter die Guillotine, da nahmen sie denn lieber das Gewisse für das Ungewisse, und gingen mit, – oder, man kann auch sagen, das Ungewisse für das Gewisse.

Ein portugiesischer Prinz starb aus Gram, weil der König, sein Vater, ihn nicht wollte in den Krieg ziehen lassen. Nun, als Helden sind zwar manche gestorben, aber vorher schon, das ist doch sonst nicht leicht vorgekommen.

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Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_024.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)