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seines Freundes, des franz. Künstlers Fauvel, der ihn treu gepflegt hatte. Man vermuthete, er sei durch Zerspringen einiger Blutgefäße seiner entzündeten Brust erstickt. – Seine Sachen wurden in Gegenwart von sieben Zeugen versiegelt, und alsbald zu Schiffe nach Constantinopel gesendet. Das Schiff scheiterte zwar im Mare di Marmora, doch wurde die Ladung gerettet, und nach der Hauptstadt gebracht. Ehe aber diese Sachen an Spencer Smythe gelangten, an den sie geschickt waren, legte Lord Elgin, an Smythe’s Stelle Gesandter in Constantinopel, Beschlag darauf. Dieser Verres, dieser Seeräuber, wie ihn sein Landsmann Lord Byron mit Unrecht nennt, soll nun auch Tweddell’s Kunstschätze unterschlagen und für sich behalten haben. Tw. Bruder, der Theologe Robert Tw. klagt ihn an, er habe in Constantinopel den größten Theil von des Reisenden Effekten, Sammlungen und Papieren unrechtmäßig für sich genommen, nachdem er die Kisten acht Wochen in einem feuchten Keller stehen gelassen, wo sie verschimmelt seyen, bis der italiänische Künstler Tita Luisieri sie untersucht und ihren Werth entdeckt. Dann habe Elgin unter allerlei Vorwand sie zurückgehalten. Ungeachtet Robert Tw. dieß durch viele Briefe und eine Liste aller Sammlungen seines Bruders beweisen will, scheint Elgin doch unschuldig; freilich mag er immerhin große Lüsternheit nach dem Besitz auch dieser Kunstsachen verrathen haben. –

Der Verstorbene wurde feierlich im Theseus-Tempel, der jetzigen Kirche des Ritters St. Georg, begraben; die Leibwache des Gouverneurs von Athen feuerte dreimal auf das Grab. Den Leichenstein darauf, welcher der eindringenden wilden Thiere wegen nöthig war, ließ Lord Byron aus dem nämlichen Marmor hauen, welcher auf Elgin’s Kosten schon damals von der Akropolis abgebrochen war, und so hat Elgin ohne sein Wissen seinem Nebenbuhler das herrlichste Denkmal gesetzt.




Leben, Literatur und Kunst.




Ein Irländer, William Chatterton, der so eben von einer Reise durch Unterägypten, Syrien und Palästina zurückgekehrt ist, hat am westlichen Ende des Sees Genesareth, eine Stunde vom Ufer, die Trümmer einer alten Stadt entdeckt, ähnlich denen von Palmyra, und Styl der Gebäude, wie er nach den daselbst gefundnen Inschriften glaubt, aus den Zeiten Antonins des Frommen. –

Aus Neapel. In Pompeja sind die Ausgrabungen sehr weit gediehen. Das Forum der Stadt mit einer Basilica, wie sie es nennen, zwey Tempeln und dem Amphitheater sind ausgegraben. Einer der Tempel war, scheint es, verschüttet ehe er vollendet war. Die Wände sind mit Kalk beworfen um sie zu malen; eine vollendete Ara mit Basreliefen steht in der Mitte. – Die Studien sind ungefähr wie vor 7 Jahren, nur werden eben die Originalerzbilder aus Pompeja und Herculanum statt der Copieen[WS 1] aufgestellt; die Gemälde, ebenfalls aus Palermo zurückgekehrt, sind es noch nicht. In Pozzuoli sah ich schöne neu aufgefundne Gräber, indeß doch wohl schon aus einer spätern Zeit. –

Benjamin de Constant R. sucht jetzt, da es den Ministern am Ende doch gelungen, seine Wahl in die Kammer zu verhüten, seiner Meinung dadurch Einfluß zu verschaffen, daß er die jedesmaligen Gegenstände der Verhandlungen in derselben heftweise kritisch beleuchtet. Auch ein 1ter Thl. von seinem Cursus der constitutionellen Politik soll schon ausgegeben seyn. Wie unermüdet die Thätigkeit des Mannes, seit seiner Rückkehr, in politicis ist! Dagegen hört man von dem, während seines Aufenthalts in Deutschland, bearbeiteten großen philosophischen Werke gar nichts seitdem. –

Brockhaus kündigt für das nächste Heft der Zeitgenossen an: das Leben der Frau von Stael-Holstein von A. W. von Schlegel. Für die deutsche Uebersetzung (Mohr u. Winter) der nachgelassenen Schrift derselben merkwürdigen geistreichen Frau: „Betrachtungen über die vornehmsten Begebenheiten der Französischen Revolution, 3 Bde.“ die A. W. v. Schlegel zu gleicher Zeit mit dem Original in der Engl. Uebersetzung erscheinen lassen will, scheint so große Eile eher wünschenswerth. –

In Strasburg zeigte Levrault unter seinen articles nouveaux vom Monat August v. J. einlivre allemand“ an: „Mariä Krönung und die Wunder des heiligen Dominicus, nach Joh. von Fiesole in[WS 2] 15 Blättern, gezeichnet von Wilhelm Ternite, (aus Berlin, auf Kosten des Königs von Pr. zu seiner Ausbildung in Paris) nebst einer Nachricht vom Leben des Mahlers und Erklärung des Gemähldes von A. W. von Schlegel“.

Auf der letzten Münchener Ausstellung sollen die antikischen Bilder merkwürdig dünne gesät gewesen seyn! –

Niebuhr hat seinen Injurienprozeß in Berlin gegen Merkel gewonnen. M., in Riga, zahlt 500 Thlr., oder geht 6 Wochen in Verhaft. –

In Rom haben sie den vorigen achtzehnten October 76 Deutschredender zusammen in der Villa Bolognetta vor der Porta pia gefeiert.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Copinen. Siehe Druckfehler S. 44
  2. Vorlage: iu
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Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_028.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)