Seite:Wünschelruthe Ein Zeitblatt 043.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Wünschelruthe


Alle die Bilder der Wand sie waren verblichen vom Schimmer,
     Welcher die Hehre umfing die mir im Busen nur lebt -
Aber, ich will noch ins Weite, will einmahl die Welt noch durchpilgern
     Kehr ich, mein Hüttchen! einst heim, birgst du ein glückliches Paar!

Rud. Christiani.




Sage vom Externsteine, am Teutoburger Walde.




Als das Kreuz Christi bey uns gepredigt wurde, so ärgerte sich der Teufel, daß er immer eine Gegend nach der andern verlor. Er hatte lange die Gegend vom Externsteine nicht besucht und hoffte immer, daß es über den Damm nicht herüber könnte. Da er aber überall flüchten mußte, so wollte er sich nun nach dem Externsteine zurückziehen. Er kam an und sah eine große Menge Menschen, die vor dem Kreuze niederfielen, das man noch an den Felsen ausgehauen sieht, und die zu der Capelle auf der Spitze des steilsten Felsen und zu dem Grabe am Abhange des vordersten Felsen eine Procession hielten. Das verdroß den Teufel. Er sah einen Priester mit einem Cruxifix von der Capelle kommen, er ergriff ein großes Felsenstück und schleuderte es nach ihm. Aber die Macht des Kreuzes gab dem Steine eine andere Richtung und er blieb auf einer Felsenspitze hängen. Da sprach der Priester den Fluch über ihn aus, und der Teufel flüchtete bey dem ausgehauenen Kreuze vorbey, an dem untersten Abhange des Berges zu dem Grabe. Hier faßt er mit seinen Krallen hinein, die noch deutlich darinn zu sehen sind, konnte es aber nicht zerstören. Da stemmte er sich gegen den großen Felsen, um ihn niederzuwerfen. Er drängte so gewaltig, daß er ein tiefes Loch in den Felsen drückte, und die Flamme schlug daran in die Höhe, wie noch deutlich zu sehen. Der Felsen blieb aber unbeweglich stehen, weil das Kreuz daran ausgehauen war. Da ging der Teufel fluchend fort und drohte, der Stein, den er zuerst gegen den Priester schleuderte, der solle noch einmal eine Bürgerfrau aus der Stadt Horn umbringen. Die Bürger aus Horn gaben sich alle Mühe, diesen Stein herunterzubringen, der ganz lose zu liegen scheint, es war ihnen aber bis jetzt unmöglich. Seit einem Jahre geht die Landstraße zwischen dem, worauf der Stein liegt, und einem andern Felsen durch.

Aus mündlicher Ueberlieferung aufgenommen von
Sigurd Albrok.




Litteratur.

Predigten des alten Herrn Magister Mathesius über die Historien von des ehrwürdigen, in Gott seligen, theuern Manns Gottes, Doctor Martin Luthers Anfang, Lehre, Leben und Sterben. Mit einer Vorrede herausgegeben von Ludwig Achim von Arnim. Mit den Bildnißen Luthers und Melanchthons. Berlin b. Maurer 1817 in 4.

Melanchthons Erzählung von Luthers Leben, um das sich der seel. Villers noch verdient gemacht, ist bekannt und behält seinen Werth, doch hier wird ein ganz anderes Bild von Luthers Dasein und Wirken uns vor die Augen gerückt. Mit welcher Lebendigkeit und Kraft, zugleich mit welcher Eigentümlichkeit ist es gezeichnet! Nicht bloß, was Luther für die Welt gethan und was sich in einer gelehrten Schrift zu erzählen ziemt, hören wir an; wir sehen ihn auch, wie er mit sich und seinen heimlichsten Gedanken gestanden, mit seinen Freunden, mit Weib und Kindern, wie er freundlich und demüthig, stark und wahrhaftig gewesen, in jedem, was er berührt, selbst im kleinsten, das ihm nahe kam, eine edle Spur hinterlassen und wie ihn die inne wohnende Tugend seines Herzens unbewußt dazu lenkte. Wo er ganz frei ist, da erscheint er immer am herrlichsten. Es ist eine Beschreibung, wie sie wohl in Albrecht Dürers Bildern vorkommt, die ganze Umgebung, jedes Geräth, der dunkelfaltige Bettvorhang, die Ordnung und Reinlichkeit der Stühle und Bänke, die aufgeschlagenen Bücher kündigen uns die würdige und liebreiche Natur des Menschen an, der sinnend da sitzt, während durch die runden Fensterscheiben gnädig des Herrn Sonne einleuchtet. In dieser Schrift ist der Geist des Protestantismus, wie in keinem Lehrbuche ausgedrückt: das Vertrauen des Christen auf den lebendigen Gott und sein gegebenes Wort, die Freiheit vor Menschensatzungen und die unbestechliche Wahrheit gegen alle Welt. Es kann erschrecken, wenn man liest, wie Zweifel ihn mitten im Vortrage gequält, aber sein freies Bekenntniß bei gleicher Qual eines andern kommt doch von jenem Geist, der ihn zur Wahrheit und Beruhigung geführt und der ihm den schönen, vertrauensvollen Tod verliehen, dessen Erzählung besonders rührend und ergreifend ist. Jedem der sich in diesem Glauben stärken will, empfehlen wir das Buch von ganzem Herzen. Dem Herausgeber danken wir für die Erfrischung desselben so wie für die geistreiche Einleitung.

G.
Ernst, Herzog von Schwaben, Trauerspiel von Ludwig Uhland 1817.

Wir haben hier die erste bedeutendere Arbeit eines Dichters vor uns, von dem die Erwartung viel fordert; seine Gedichte sind so zart und doch oft von solcher Kraft, daß er sich zu hüten hat vor Mittelmäßigkeit. Dieß Buch wird ihm wohl nicht schaden, dazu ist es zu bedeutend in der Idee, der Anlage und auch der Ausführung einzelner Scenen, z. B. der zwischen Gisela und Adalbert, aber ihn sehr hoch

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_043.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)