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Verschiedne: Wünschelruthe


Da hätte er denn hören können wie sie nach ihm gefragt, und sei in der größten Angst gewesen weil das Fenster noch offen, und wenn sie da recht zugesehen so würden sie die Fußtapfen im umgegrabenen Lande haben sehen können, wo er heraus gesprungen, bis in die Vicebohnen, einmahl habe der gnädige Herr zum Fenster heraus gesehen, da habe er in höchster Angst das Gelübde gethan, baarfuß nach Werl zu wallfahrten wenn ihn niemand sähe. Da hätte ihn die Mutter Gottes erhört und ihn niemand entdeckt, als es aber Nacht geworden da sei er leise über den Zaun gestiegen und queer durch den Garten zum Dorf hinaus. Auf der Höhe nach dem kleinen Kiel zu habe er sich noch einmal umgesehen, da hätte er die Lichter im Dorfe gesehen und die Hunde hätten gebellt, damahls habe er gemeint er kriegt es nun wohl sein Lebtage nicht wieder zu sehen. Und er hätte Schuh und Strümpfe ausgezogen, und wäre, den Rosenkranz betend, über die Hölzer ins Lippische hinein gegangen, und den zweiten Abend sei er in Werl angelangt. Ganz früh am andern Morgen habe er gebeichtet und communicirt, und er habe noch einen halben Gulden gehabt, den habe er der Mutter Gottes als Opferpfennig gegeben, da sei ihm ganz frisch zu Sinne geworden, und wie er aus der Kirche getreten, da sei die Sonne eben durch die Bäume aufgegangen, die auf dem Kirchhof stehen, und die Schatten davon wären alle nach Holland gelaufen, da hätte er gedacht: ich muß auch wohl dahin, und wäre munter zugeschritten.

In Holland half er sich bis zum Frühjahr mit Taglohn durch, dann ließ er sich zum Matrosen anwerben, worauf er nach einigen Reisen in Englische Häfen, nach Genua kam und sich dort während einer Ruhe von mehreren Monaten, durch höheren Lohn gereizt, aus einen Genuesischen Kauffahrer dingen ließ, der in die Levante schiffte, obgleich seine holländischen Cammeraden eifrig abriethen, ihm die Gefahr, von Piraten gefaßt zu werden, vorstellend. Es ging auch glücklich das erstemal, da ließ er seinen Contract noch einmal verlängern; als er aber das drittemal dieselbe Reise machte, ward das Schiff im Sicilischen Meer von Seeräubern genommen, und in den Hafen von Algier gebracht.

(Die Fortsetzung folgt).




Lied.
1817.

     Nach den Sternen will ich greifen
Sie zu mir hernieder ziehn,
Von den Bergen will ich streifen
Frühsten Morgenrothes Glühn;

5
     Nach der Sonne will ich langen

Mir zu holen Strahlengold,
Will vom Himmel mir verlangen
Lichtes Blau in meinen Sold;

     Von dem Mond will ich begehren

10
Seinen stillen Liebesglanz,

Ros’ und Lilie soll gewähren
Ihren keuschen Farbenkranz:

     Daß ich d’raus ’ne Krone drücke
Auf dein frommes, schönes Haupt,

15
Und dir Busen, Wangen, Blicke

Sey’n von ihrem Schein umlaubt.

     Und dann will ich noch entbieten
Alle Blumen zu dir her,
Aller Vöglein Zungen miethen,

20
Aller Düfte goldig Meer:


     Daß du nur auf Blüthen gehest,
Allwärts hör’st nur süßes Lied,
Und von Liebesodem sehest
Allumflossen dein Gemüth.

25
     Denn mein liebend Herz alleine

Ist zu arm für deine Huld,
Und nicht kann mein Herz alleine
Zahlen dir die sel’ge Schuld.

Hornthal.


Leben, Literatur und Kunst.

Thierischer Magnetismus. In Baiern ist nun auch verordnet - unterm 24. Novbr. v. J. - daß magnetische Curen ausschließlich nur den (gesetzlich approbirten) Aerzten gestattet seyn sollen, in Betracht, sagen die Zeitungen, daß durch Unkundige und Unberechtigte häufiger Mißbrauch mit Anwendung des thierischen Magnetismus bei Kranken gemacht, dabei nicht selten der sittliche Anstand verletzt wird. - Anderer Orten steht man eben im Begriff, wie dorten, Preußens Beispiele hierin zu folgen, und so wird wohl diese Verfügung mit der Verbreitung der Sache selbst in Deutschland gleichen Schritt halten, und zugleich von dieser Zeugniß geben. - Wie das Umsichgreifen als thierischer Magnetismus gemeinter und der begleitenden Erscheinungen eine Gegenwirkung überall zum Bedürfniß macht, wäre in seinen Details eine Betrachtung von recht vielseitiger Lebendigkeit; Freunde und Feinde können daran, diese ihren Unglauben, jene den eignen Beruf und die Einsicht, auch den so unbedingt vorausgesetzten Nutzen, prüfen. Dabei heißt’s nun auch, die Augen helle aufgethan nach allen solchen, Gegenwirkung beabsichtigenden, Versuchen, in wie fern ihnen mehr oder weniger

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Verschiedne: Wünschelruthe. Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 1818, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_051.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)