Verschiedene: Wünschelruthe | |
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Venus klage zusammt den Liebesgöttern,
Und was immer nur lebt von feinen Leuten!
Ach! verschieden ist meines Mägdleins Spätzchen,
Ach das Spätzchen, die Wonne meines Mägdleins,
Denn so wonniglich war es, und es kannte
Sie so gut, wie das Mägdlein seine Mutter;
Nicht beweget es sich von ihrem Schoose,
Nein dort hüpfend herum, bald hie bald dahin,
Das nun wallet dahin die finstre Straße,
Wannen keinem vergönnt zurückzukehren.
Doch euch treffe, des Orcus grause Schatten,
Schmach, die jegliche Schönheit ihr verschlinget;
O unseelige That! o armes Spätzlein!
Deinethalben erröthen meines Mädchens
Aeuglein jetzo, von Weinen aufgeschwellet.
Trefflich speisest bey mir du, mein alter Fabullus
Wenn’s den Göttern gefällt, in wenig Tagen,
So du mit dir gebracht ein gut und großes
Mahl, ein schneeiges Mägdlein auch nicht minder,
So du dieses gebracht mein Holder, sag ich,
Trefflich speisest du da, denn bey Catullus
Ist der Seckel gefüllt mit Spinngeweben.
Doch dagegen erhältst du lautre Liebe,
Salb’ empfähst du, die meinem Mägdlein schenkten
Liebesgöttinnen traun und Liebesgötter;
Riechst du die, - zu den Göttern wirst du beten
Ganz zur Nase dich, o Fabull zu machen.
Durch die Wolken schauen Berge,
Aus den Bergen strömt der Fluß;
Ist verstummt der Sang der Lerche,
Beut die Nachtigall noch Gruß.
Wo die süßre Stimme klingt,
Denn der Strom ist eingedrungen,
Der vom Himmel Kunden bringt.
Weil die Höhen ihn geboren,
Suche, was ich nie verloren,
Finde, was ich nie gesucht:
Denn ich hab’ es seinen Wellen
Frohbegeistert abgelauscht,
Voller er vom Innern rauscht. -
Und ich frage alle Augen,
Welches Herz, von Liebe voll,
Reine Quellen, die mir taugen,
Wenn Zweige sich entlauben
Dann wird das Leben neu,
Gelöst von allem Glauben
Von jeder Hoffnung frey!
Er streift kein Blatt mehr ab,
Nur die gefallnen rauschen
Empor aus ihrem Grab.
Was wollt ihr aber steigen
Sobald die Winde schweigen,
Sinkt ihr, wie jetzt ihr fliegt!
Drum bleibt in eurem Grabe,
Ihr weckt den Frühling nicht:
Wenn Jugend ihr gebricht!
Zwei **sche Offiziere saßen in den 90er Jahren in einem Wirthshaus an einer langen Tafel, der eine oben, der andere unten. Der oben erzählte den Gästen lange allerlei Geschichten. Endlich ruft ihm der unten zu: „Erlaubens Herr Kammrad, ihre Gschichten seynd Lüegen.“ „Erlaubens Herr Kammrad, versezt der oben, wenns mer sogn, meine Gschichten seynd Lüegen, so sog i, sie seynd a Schurk.“ Der unten: „Erlaubens Herr Kammrad, wenns sogn ich seynd a Schurk, so schlog i ihne ans hinter d’ Ohren.“ Der oben: „Erlaubens Herr Kammrad, wenns mer ans hinter d’ Ohren schlogn, so müssens sich mit mer schiessen, und do werdens todt gschossen.“ Der unten: „Erlaubens Herr Kam-“ der oben: „Erlaubens Herr Kammrad, sie seynd still, sie seynd a totter Mensch, mit ihne red i nix mehr.“ Der Streit war zu Ende. -
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_056.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)