Seite:Wünschelruthe Ein Zeitblatt 075.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Wünschelruthe

Und als es Nacht geworden, ras’t
     Ein unerhörter Sturm,
Doch hätt’ er’s nicht für sich vollbracht,
Wo ihm nicht half der Hölle Macht –

35
     Da lag des Kreutzes Thurm.


Die Sonne Morgens sah den Greul,
     Verbleicht für Ingrimm schier.
Wer deutscher Mann und Christ, wohlauf!
Trotz Teufel richtet wieder auf

40
     Das heilige Panier!
Dr. F. G. Wetzel.     




An den Bergkönig.
(Zu Bamberg im Januar 1817.)




Bergkönig, auf! ergreif dein Schwerdt!
     Es tobt die finstre Rotte,
Vertheidige dein Reich und Heerd,
     Mach sie zu Schand’ und Spotte!

5
          Im Dunkeln spät und früh

          Giftig schleichen sie,
          Der alte böse Feind,
          Wir wissen’s, was er meynt,
     Es soll ihm nicht gelingen.

10
Die Berge mögen sie drum nicht,

     Und alles Hoch’ und Hehre,
Und hassen freye Luft und Licht,
     Und unsers Volkes Ehre.
          Diesem Sumpfgeschlecht

15
          Wär’ es eben recht,

          Wenn Alles Frösche wär’,
          So kämen sie denn her,
     Die Brut all’ aufzufressen.

Doch nein, Nachtraben, ihr Gezücht,

20
     Es sind noch Adler schweben,

Die, Sonn’ entstammt, ihr Angesicht
     Zur Sonne wieder heben!
          Nehmet euch in acht,
          Der vom Berge wacht,

25
          Ihn dämpft und zwingt ihr nicht,

          Sein Nam’ ist Kraft und Licht,
     Den Sieg wird er behalten.

Die Berge müßt ihr lassen stehn,
     Ihr jämmerlichen Zwerge,

30
Und werdet vor dem Zorn vergehn

     Des Königes der Berge.
          Und die Feuersäul’,
          Euch ein arger Greul,
          Hoch auf dem Bergaltar

35
          Soll steigen alle Jahr,

     Der Freyheit Opferlohe!

Ja flammen soll’s im ganzen Reich,
     Und ihr’s nicht wehren können,
Recht eigentlich sonst könnt ihr euch

40
     Hier euer Maul verbrennen!

          Ja wir fechten’s durch!
          Berge unsre Burg!
          Eine Burg des Feuers und Lichts!
          Hier stehn wir, fürchten nichts,

45
     Und Trotz sey euch geboten!
Dr. F. G. Wetzel.     




Reifstein.
Mitgetheilt von Herrn Hofrath Heeren.




Reifstein war geboren zu Ragnit im Preußischen Litthauen, den 22. Nov. 1719; sein Vater war daselbst Rathsverwandter und Apotheker. Seine Aeltern müssen früh gestorben seyn und ihn in dürftigen Umständen zurück gelassen haben; denn er kam auf das Löbenichtsche Pauperhaus in Königsberg und wurde in der Schule dieser milden Stiftung unterrichtet; von hier aus entließ man ihn 1735 auf die Königsbergische Universität. Hier studirte er die Rechte, legte sich aber zugleich auf die schönen Wissenschaften und wurde 1741 ein Mitglied der eben vom Professor Slottwell errichteten deutschen Gesellschaft. Dieß gab die Veranlassung, daß er dem Professor Gottsched bekannt wurde, als dieser sein Vaterland Preußen auf einer Reise besuchte. Außerdem übte er sich auch im Zeichnen und Mahlen; es ist Schade, daß wir von den Umständen, unter welchen er zuerst mit den bildenden Künsten bekannt wurde, nichts näheres sagen können, aber selbst seine ältesten Bekannten wissen nicht mehr davon.

Nach einem siebenjährigen Aufenthalte auf der Universität ging er mit einem jungen Edelmann 1744 nach Berlin; da sein Zögling häuslicher Umstände wegen nach Danzig zurückkehren mußte, blieb Reifstein Ein Jahr in Berlin, bis er 1745 auf Gottscheds Empfehlung als Pagenhofmeister nach Cassel ging. Hier erhielt er den Titel als Rath und die Anwartschaft auf die Bibliothekariatsstelle, welche damahls der Rath Arkenholz bekleidete. Im Jahre 1758 ging er der damahligen Kriegsunruhen wegen mit dem Casselschen Hofe nach Bremen; aber seine Stelle wurde ihm nun immer beschwerlicher und da er bloß mit der Versicherung

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_075.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)