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Verschiedene: Wünschelruthe

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Die Sagen vom mythischen Virgil.




(Schluß).

In England war, wohl vorzüglich durch Gervasius und Neckam, dieser fabelhafte Virgil früh bekannt. Etwas verschieden ist die Salvatio Romaebeschrieben in Gower’s Confessio Amantis B. 5 Bl. 94, b. Ausg. 1554.


     When Rome stoode in noble plite,
Virgile, which was the parfite,
A mirrour made of his clergie
And sette it in the townes eie,

5
Of marbre on a pillar without,

That thei be thyrte mile aboute
By daie and eke also by night
In that mirrour behold might
Her enemies, if any were.

Gemäß der gewöhnlichen Erzählung ist die Darstellung bey Lydgate (Tragedies of Bochas, De Casibus Virorum et Feminarum illustrum b. 9. chap. 1 st. 4, nach Boccaz; doch ist dies ein Zusatz des Lydgate, da sich bei dem Italiäner nichts ähnliches findet.) Er spricht vom Pantheon;


     There thorough the worlde of every nacion
Were of theyr goddes set up great ymages,
To every kingdom direct were their visages,
As poetes and Fulgens[1] by his live

5
In bokes olde plainly doth dyscrive.

     Every ymage had in his hande a bell,
As apperteyneth to every nacion,
Which by craft some token should tell
Whan any kingdom fil in rebellion.

Nachdem diese, und wahrscheinlich mehrere andere Sagen, einzeln mitgetheilt waren, entstand wohl erst jenes eigne Buch über den Zauberer Virgil, wovon Görres (nach der holländ. Ausg. von 1552) S. 225 der teutschen Volksbücher spricht, und woraus wir den Tod des Meisters mitgetheilt haben S. 289 der Anmerk. zum Märchensaal Th. 1. Jenes Werk vereinigte die verschiedenen Volkssagen, und that vielleicht auch einiges von andern Zauberern erzähltes hinzu, um so eine ganze Lebensgeschichte durchzuführen. Es giebt davon zwei alt-französische Ausgaben, eine in Onart, die andre in Oktav, beide in Paris gedruckt, ohne Jahreszahl. Danach erschien eine etwas veränderte englische Bearbeitung im Jahr 1510 unter dem Titel: „This boke treateth of the lyfe of Virgilius, and of his deth, and many marvayles, that he did in his lyfetyme by whitchcraft and nigromansy, thorough the help of the devylls of hell.“


  1. Hier muß des Fulgentius Virgiliana Continentia gemeint sein S. in den Autores mythographi latini ed. Staverem p. 737-766. In diesem wunderlichen Traktat ist schon deutlich der Uebergang zu sehn in der Ansicht über Virgil und seine Gedichte. Der Dichter erscheint hier dem Fulgentius selbst, und enthüllt ihm den allegorischen Sinn der Aeneide, was abentheuerlich genug ausfällt. Aber die eigentlichen geheimen Wahrheiten aus dem Kreise der Magie werden nicht einmal mitgetheilt, weil es gefährlich ist dergleichen zu wissen, so wird die Begierde nur erregt, aber nicht befriedigt. Von Thaten oder Bauwerken des Virgil ist aber in diesem Schriftchen nicht die Rede, und Lydgate muß also jenes Zitat auf gut Glück nach dem Hörensagen hier angeführt haben.
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Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_145.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)