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Verschiedene: Wünschelruthe


solches zu wege gebracht. Derohalben ist ihnen in den Weg nicht nachzufolgen, sondern ihr Prozeß zu fliehen und zu meiden, als den Teufel selbs.„

Der Tod unsres Schwarzkünstlers ist schon erzählt in den Anmerk. zum Märchensaal 1, 289. Auch dieses Unglück hatte Oktavian (wie in der fünften Novelle der 7 weisen Meister), obgleich wider seinen Willen, veranlaßt. Es war wohl natürlich, daß, da einmal Virgil als Mittelpunkt einer Menge von Sagen fest stand, auch die Personen, welche in geschichtlicher Berührung mit ihm gestanden hatten, mehr oder weniger in jenen mythischen Kreis mit hinein gezogen wurden.

(Dieser Aufsatz, dessen Einrückung verspätet worden ist, steht hier als Probe aus des Verfassers „Beiträgen zur Geschichte der romantischen Poesie“ deren Druck nun schon in einigen Wochen beendigt seyn wird. d. Red.)




Als er fürchtete daß sie gestorben wäre.
.
Reliquie von Götz.

Den 20. Mai 1783.







Ihr meiner Seele feurige Funken, ihr
Geheime Seufzer, fort nach Elisium!
     Hier wartet meiner, wenn Amata
     Unter den Schatten der Frommen wandelt.

5
Jedoch wenn sie noch lebet, noch Freundlichkeit

Mir lächelt: kehrt dann, kehret geschwind zurück
     Den Friedensöhlzweig in dem Munde,
     Eh mich die Barke des Charons aufnimmt.

Ach unsre Freuden alle sind Eitelkeit,

10
Verdruß und Thorheit wohnen auf Erden nur,

     Des Menschen süßsten Irrthum nenn’ ich
     Für die Geliebten getreu zu leben.

Das ist die Eine schöne Bekümmerniß
Die unsers Lebens Wermuth versüßen kann;

15
     Gestorben ist wer nicht mehr liebet

     Ferne von Seeligkeit, wie von Wehmuth.




Ueber altdeutsche Gemälde.




(Fortsetzung).

Einem Niederländer möchten wir ebenfalls eine Kreuzabnahme auf Goldgrund, bei Hrn. Prof. Wallraff, zuschreiben; die strenge Tiefe des Ausdrucks ließe annehmen, daß es wohl ein Jugendbild des (s. g.) Roger van Brügge seyn könnte. Diesem gerade entgegengesetzt sind ein Paar weit spätere liebliche Gemälde bei Hrn. Lieversberg, ehemals Flügel eines nicht mehr vorhandenen Bildes, welche auf der inneren Seite die Anbetung der Könige und die Auferstehung Christi, auf der äußern den englischen Gruß vorstellen, und gewiß auch von einem sehr bedeutenden Meister herrühren. Die duftige Weichheit in Formen und Farben ist hier sehr schön in Zusammenstimmung gebracht mit einer großen Wahrheit und einer sehr bestimmten Anschauung der Natur.

Ungern wenden wir uns von der letztgenannten schönen Sammlung weg, wo wir uns mit Freude noch bei mehreren vorzüglichen Werken, wie z. B. einem höchst reizenden Bildchen von Mabuse und den zwei köstlichen Lukas von Leyden, worin sich der Meister selbst übertroffen zu haben scheint, aufhalten würden, wenn diese hier in unsern Plan paßten. Zugleich verlassen wir Köln, mit welchem freilich in Rücksicht des Reichthums an kunstgeschichtlich merkwürdigen Werken wenige Orte verglichen werden können.

Die nächsten Gegenden, wenn wir den Rhein hinauf gehen, scheinen wenig an einheimischen Kunstwerken reich zu seyn; wo wir etwas Bedeutenderes antreffen, besteht es meistens in niederländischen oder eigenthümlich kölnischen Arbeiten, deren Einfluß sich freilich auch thätig in diesen Gegenden geäußert haben mag. Doch erinnern wir uns auch mancher kleineren Bilder, die einen besonderen Charakter tragen; wir möchten diesen dem Styl einer noch sehr wenig bekannten, aber gewiß bedeutenden spätern Schule im innern Burgund nahe stellen, der das genaueste Mittel zwischen dem eigentlich niederdeutschen und oberdeutschen zu halten scheint, hier aber noch nicht bestimmter angegeben werden kann[1]. - In Bonn wird die Sammlung des Hrn. Kanonikus Pick, welche überhaupt ein so sehr mannichfaltiges Interesse für jeden, dem Natur und Kunst am Herzen liegt, haben muß, billig auch den Freund der altdeutschen Kunst zuerst aufmerksam machen. Die vorzüglichsten Gemälde, welche sich hier befinden, sind aus der guten niederländischen Zeit. Außer einem kleinen Gemälde, zwei Heilige vorstellend, welches doch wohl mit Unrecht dem J. v. Eyck zugeschrieben wird, erinnern wir an ein Flügelbild, eine Maria mit dem Kinde, von mehreren Heiligen umgehen, welches weniger durch den Eindruck des Ganzen als die erstaunliche Anmuth einiger einzelnen


  1. Wir könnten Beispiele dieser Art von verschiedenen Orten anführen, die freilich wohl mehr im Ganzen genommen als jedes für sich wichtig sind; so in den Sammlungen des Fabrikanten Falkenstein und des Buchdruckers Neusser in Bonn, andere in Koblenz u. s. w.
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Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_147.jpg&oldid=- (Version vom 6.5.2018)