Verschiedene: Wünschelruthe | |
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Mann sei, und erzählte ihm, er werde noch in dieser Woche nach Hause reisen, sein Vater schreibe ihm er solle zurück kommen. Sehr erfreut darüber wünschte ihm Meister Raimond Glück auf den Weg. Nerino gedachte aber nicht, die Reise ohne Gesellschaft zu machen, denn er wußte der Dame Genobbia so gut zuzureden, daß sie das Haus ihres Mannes heimlich verließ und mit ihm nach Spanien entfloh. Meister Raimond wüthete zwar im Anfange gewaltig als er ihre Flucht gewahr wurde, doch tröstete er sich am Ende über den Verlust einer Frau, um welche er so großen Verdruß ausgestanden hatte.
Anmerkung: S. über die vielen Gestalten, in denen der wesentliche Inhalt dieser Erzählung erscheint, Eschenburgs Anmerkungen zu Shakspeare’s lustigen Weibern zu Windsor. Wir fügen diesem nur gelegentlich hier zu die persische Novelle in Bahar-Danusch (Transl. by Jon. Scott, Shrewsbury 1799., Vol. 3. p. 291.) Erz. des zweiten Reisenden.
Dann wird zur Lust sie wieder hingezogen
Vom falschen Gott, der kosend um sie fleuget:
O junges Blut? von Bärenmilch gesäuget?
Daß flieh’n du müßtest Liebespfeil und Bogen,
Verschmähtest, was so süße Lust erzeuget?
Ist denn dein Busen Demantstein und Eisen,
O gehe nur, wohin dein Wunsch dich führet!
Doch kannst du grausam wol den Sieger meinen?
Hat nicht dein Schmerz mit Schmerzen ihn gerühret?
Litt Er nicht mit bey deinem Leid und Weinen?
Wo’s gilt, dem Treuen hülfreich zu erscheinen!
Der fromme Tankred schmachtet hin im Schmerze:
Du heilst den Feind, o hart und danklos Herze!
Ja, heil’ Arganten, daß es seinem Schwerde
So wähnst du, daß die Schuld gezahlet werde?
Solch einen Lohn soll seine Huld ihm bringen?
Wie kannst du saümen dich von der Beschwerde
Gottlosen Marterdienstes loszuringen?
Dorthin zu ziehn, im schnellsten Flug entflohen?
Wohl wär’ es Menschenpflicht und wohl empfände
Herminia herzinniges Vergnügen,
Des Mitleids und der Heilung zarte Hände
Daß so durch sie des Freundes Leid verschwände,
Die Glut heimkehrte den verstörten Zügen,
Und sie an seiner Huld, die nun zerronnen,
Sich dürfte, als an ihrer Gabe, wonnen.
Und des erhabnen Ruhmes stolzer Beute,
Wann er mit süßem, züchtigen Umfangen,
Und mit glückseel’ger Hochzeit sie erfreute,
Gepriesen einst, hochausgezeichnet prangen
Dort in Italja’s wunderschönem Lande,
Des Muths und Glaubens wahrem Vaterlande.“
So wird sie, ach! von Hoffnungswahn betrogen,
Träumt Seligkeiten im bethörten Sinne!
Wie ohne Fahr sie aus der Stadt entrinne.
Schildwachen halten rings die Burg umzogen,
Schildwachen gehn rings auf der Mauerzinne;
Auch wagt kein Tor bey diesen Kriegsunruhen,
Es weilet oft Herminja bey Klorinden,
Um lang an ihrer Nähe sich zu weiden;
Dann wird bey Ihr das junge Roth sie finden,
Bey Ihr die Abendsonne beym Verscheiden.
Umfängt ein Lager auch die schönen Beyden;
Und kein Gedanke, der – bis auf die Liebe –
Geheim dem Mädchen vor dem Mädchen bliebe.
Nur hievon thut ihr nie Herminja Kündung;
Dann deutet anders sie des Herzens Zündung,
Und thut, als quäl’ ihr Ungemach sie immer.
So stund, bey so herzinniger Verbündung,
Herminjen offen stets Klorindens Zimmer,
Nie schlossen sich der Freundinn ihre Pforten.
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_192.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)