Verschiedene: Wünschelruthe | |
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Auf den Wellen wiegen
Blümlein, die da liegen;
Fernes soll sich finden
Und zur Lieb’ verbinden;
Schneller junges Herzblut rinnt.
Wasser kanns nicht dämpfen
Feuer nicht bekämpfen,
Well’ die Welle fliehet,
Auf und nieder geht der Wind
Herze find ein Herz geschwind!
Lächelnd in der Wiegen
Fromme Kindlein liegen
Wenn die Stern nicht scheinen;
Auf und nieder geht der Wind
Freud und Leid Geschwister sind.
Wenn die Wellen einen
Schwimmen sie verbunden
Die sich hier gefunden;
Auf und nieder geht der Wind
Träume süß mein liebes Kind.
Einst kömmt sie hin, und anderswo verweilet
Klorinde grad. Still steht sie, in Gedanken;
Sie sinnet, wie sie klug von hinnen eilet,
Da in verschiedne Pläne noch sie theilet
Den irren Geist in zweifelvollem Schwanken,
Erblickt sie an der Wand Klorindens schönen
Schlachtrock und Wehrschmuck, und beginnt zu stöhnen.
Ist doch die wunderkühne Maid erkieset!
Wie neid’ ich sie! nicht um der Schönheit Rosen,
Nicht um den Mädchenruhm, den sie genießet:
Nein, weil kein lang Gewand sie hemmt den grosen
Ihr Kleid ist Stahl. Wann sie zu gehn begehret,
Wird nie durch Furcht noch Scheu es ihr gewehrt.
Konnte mein Loos nicht gleiches mir erlauben,
So starken Leib, ein Herz so unerschrocken,
Umtauschen dürfte Frauenschley’r und Rocken?
Daß nie mein feurig Sehnen Sturmwindschnauben,
Platzregen schreckte, Gluth und Winterflocken?
Daß kühn ich ständ’, in Sonn’-, in Mondenscheine,
Dann durstest Du nicht, wilder Fürst Argante!
Mit meinem Herrn den ersten Kampf verwalten:
Ich war’s dann, die ihm erst entgegen rannte,
Und könnt’ ihn jetzt vielleicht gefangen halten;
Feindinn ein leicht und mildes Joch erhalten,
Und diese Fessel, welche mich umwinden,
Würd ich, durch seine, süß und linde finden.
Und wenn sein Arm dagegen meinem Blute
Durch Schwerdschlag durfte die vom Liebesmuthe
Geschlagne Wunde also doch gesunden.
Dann mogte, wenn der matte Leib nun ruhte,
Und wenn den Frieden meine Seel’ erfunden,
Der Asch’ und dem Gebein: ein Grab und Zähren!
Doch ach, ich wünsch’ Unmöglichkeit! vom Schwarme
Thörigter Träume nur lass’ ich mich jagen!
Doch bleib’ ich hier? soll’ ich in feigem Harme,
Nicht bleib’ ich, nicht! Muth stärkt mir Herz und Arme!
Sollt’ ich nicht auch einmal den Panzer tragen?
Nicht kurze Zeit gewachsen seyn den Waffen,
Sind gleich die Glieder schwach und zart geschaffen?
Mich stark, die hohe Kraft in Schwache bringen,
Die oft dem feigen Hirsche Muth anfachten,
Gewaffnet kühn zum Kampf hinan zu dringen.
Ich suche mit der Wehr ja keine Schlachten,
Klorinden spiel’ ich; sicher werd’ ich gehen,
Lass’ ich mich als ihr Ebenbildniß sehen.
So hoff’ ich, daß ich leicht durchs Tor entrinne;
Kein Torwart mag Klorinden widerstreben.
Mir, dünkt mich, öffnet sich nur dieser eben.
Zufall begünstigt und der Gott der Minne
Harmlosen Trug, den Er mir eingegeben.
Wohl günstig ist die Stunde für die Sache,
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: 87.
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)