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wollten vor allem über diesen mysteriösen Titel Klarheit erhalten. Noch im nächsten Jahr sehen wir hier 18 Millionen Mark verbucht, wovon etwa 10 Millionen Mark zur Liquidation und Schuldendeckung der in jenen Jahren üppig emporgeschossenen Sportfliegerei aufgebracht werden müßten. Dabei weiß bis heute noch niemand, wofür die unter dieser Rubrik angeforderten Geldmittel grade in den letzten drei Jahren eigentlich ausgegeben wurden. Man weiß wohl, daß damit Flugzeuge bestellt werden und daß Flugzeugfabriken (zum Beispiel Albatros, Arado, Heinkel) für unkontrollierbare Experimente ebensolche unkontrollierbaren Zuschüsse erhalten, man weiß, daß diese Flugzeuge dann entweder in den Besitz jener "Severa" alias "Küstenflugabteilung der Lufthansa" oder jener noch mysteriöseren "Abteilung M" alias "Erprobungsabteilung Albatros" übergehen, während wiederum ein anderer Teil dieser Flugzeuge der deutschen Verkehrsfliegerschule oder der deutschen Lufthansa zur Verfügung gestellt wird. Dies wird aber im Etat nirgends erwähnt, denn für die Unterstützung der Lufthansa hat man ja den Titel "Luftverkehr". Die Lufthansa erhält also tatsächlich eine viel größere Subvention, als man nach außen hin annimmt, und es wird erst jetzt verständlich, warum auch die Lufthansa immer so unklare Bilanzen aufstellt, denn es darf doch um Gotteswillen niemand auf diesen Etattrick kommen. Der Titel 2 ist in seinen Untertiteln noch eingehend dargestellt. Ohne zu verkennen, daß gewisse (aber bedeutend niedrigere!) zusätzliche Mittel, zum Beispiel beim Bau neuer Typen manchmal zu verantworten sind, so muß man doch immer wieder die Frage stellen: Wem gehören eigentlich die Flugzeuge, die mit diesen Geldmitteln gebaut werden? Dabei handelt es sich nicht nur, wie man meinen könnte, um den Bau neuer Großverkehrsflugzeuge, sondern um eine ganze Reihe sogenannter "Sportzweisitzer" mit 500 bis 700 PS. Ein feiner Sport, nicht wahr?

Weiter unten schließt sich eine Erörterung der Verhältnisse der Verkehrsfliegerschule an und es heißt dann:

Ein kräftiger Schnitt wurde mit Recht auch bei der Verkehrsfliegerschule vorgenommen. Diese soll den Nachwuchs an Verkehrspiloten sicherstellen und behauptete, jährlich etwa 50 voll ausgebildete Akademiker-Piloten zur Verfügung zu stellen. Dazu hat sie drei Flugplätze (Staaken, München und Warnemünde), besitzt zirka 150 Flugzeuge und verlangt dafür dreieinhalb
Empfohlene Zitierweise:
Reichsgericht: Urteil im Weltbühne-Prozess, AZ: 7 J 35/29 – XII L 5/31. Leipzig 1931, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WBUrteil12.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)