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Im Anschlusse hieran ist nach der Tätigkeit und der Lebensstellung der Burger zu fragen.

Unterhalt und Beschäftigung bot den Burgern vor allem ihr Grundbesitz, sowohl die Hofstätten und Häuser in der Stadt, als die Güter auf dem Lande. Vom Ertrage des Grundes und Bodens, von der Verwertung seiner Erzeugnisse lebten sie; die Scheunen und Kornhäuser, die wir im Besitze solcher Geschlechter finden, weisen auf Landwirtschaft, auf Naturalabgaben und deren Umsatz. Einzelne lebten überhaupt nicht in der Stadt, sondern auf den Landgütern; das Bischofsrecht bezeichnet als zollfrei ausdrücklich nur die seßhaften Burger.

Nicht selbst Gewerbtreibende, sondern Inhaber von Gewerben, die zum Betriebe verliehen wurden, waren wohl die Burger Brogant, zur Sonnen, Helbling, denen Walke und Mühle zustanden.

Aber auch an Handel in größerm Sinne muß gedacht werden. Daß der Basler Burger Peter genannt Münzer 1273 sich von St. Urban Häuser in Zofingen leihen ließ, ist doch wohl aus Geschäften zu erklären, die er auf der Straße zum Gotthard betrieb. Und aus solchen auch die Konflikte der Zebel und Meier von Hüningen mit Luzern 1298.

So begegnen uns die Burger schließlich auch als Kapitalisten; Walther des Meiers, Konrad Ludwigs, Hug zur Sonnen, Hug Pauler sind Kreditoren der Basler Bischöfe für große Beträge; Rudolf Fuchs leiht dem Kloster Olsberg; auch der Bischof von Konstanz nimmt Geld bei Basler Burgern auf.

Es würde erwünscht sein, im Anschlusse hieran auch die Betätigung dieser Burger für geistige Dinge würdigen zu können; doch reichen hiezu die Zeugnisse nicht aus. Ihre Beziehungen zur Kirche wurden schon berührt; namentlich bei St. Peter zeigt sich eine ausgiebige und konstante Teilnahme dieser Klasse, die in Wohnungs- und Zinsverhältnissen, in persönlichem Verkehr, in Vergabungen geäußert wird. Hiezu kommt, daß, nach den allerdings nicht methodisch und vollständig überlieferten Namen zu schließen, sowohl die Weltgeistlichen als die Mitglieder der Capitel und Konvente zum größeren Teil aus dieser Burgergesellschaft hervorgehen.

Ein Weiteres ist das Vorkommen von Klerikern im Dienste solcher Familien; neben der Besorgung von geistlichen Funktionen sowie von Schreib- und Verwaltungsgeschäften ist dabei jedenfalls an Hausunterricht zu denken, den die Burger durch diese Geistlichen ihren Kindern erteilen ließen, was beim Mangel von Laienschulen ein Bedürfnis sein konnte. Als das Wichtigste auf diesem Gebiete müssen die Beziehungen einzelner Burger zur Poesie gelten. Neben die Zeugnisse einer Teilnahme

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/109&oldid=- (Version vom 5.7.2016)