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verwiesen; Johann zu Rhein hingegen, der in den 1290er Jahren Bruder des Basler Konventes war, wurde später Prior von Gebweiler, dann von Colmar, und brachte es bis zum Bischof von Valanea und Generalvikar des Bischofs von Konstanz.

Bei solcher Gesellschaft und der ihr entsprechenden Lebensart im Basler Kloster erklärt sich der rege Verkehr des Königs Rudolf und seiner Familie mit den Mönchen, auch wenn wir nicht sonst schon seine Neigung zum Predigerorden kennten. Wiederholt besuchte Rudolf das Kloster und speiste dort; die Königin ließ sich auch die Klausur zeigen und brachte einmal zur Unterhaltung der Brüder ein Stachelschwein in den Klostergarten; bei der Taufe ihres Söhnleins Karl in Rheinfelden 1276 sang der Basler Dominikaner Hartmann das Evangelium und war der Basler Lektor Heinrich Pate.

Aus allem spricht die Kraft und das Ansehen des Konvents. Seiner Brüder waren mehr als vierzig, die 1274 dem König bei seinem Einzug Ehre erwiesen. Das Generalkapitel selbst sprach es aus, 1296, nicht nur wie zahlreich Basels Konvent sei, sondern wie löblich auch seine honestas, Würde, und seine wissenschaftliche Arbeit. Als schöner Abschluß der Periode steht das Provinzkapitel dar, das am 8. September 1302 zu Basel gehalten wurde; 570 Brüder des Ordens waren dabei anwesend.

Ein Stück Leben dieses Hauses nun wird uns gezeigt in den Annalen, die von Mitte der 1260er bis Ende der 1270er Jahre durch einen der Mönche hier geschrieben worden sind. Die Schicksale des Klosters selbst werden freilich darin kaum berührt. Aber was im breitesten reichbewegten Flusse uns entgegenkommt, ist die Teilnahme des Hauses an dem draußen Geschehenden. Die unaufhörliche Bewegung im Kommen und Gehen und die emsigste Wißbegier sprechen sich aus. Es ist der Niederschlag alles Dessen, was tagsüber in der Fremdenstube, am Tisch, im Klostergarten zu hören gewesen, was Gäste erzählt oder was die Brüder von ihren Fahrten als Neuestes heimgebracht. Bei Durchblätterung dieses Tagebuches wird aufs neue deutlich, wie rege das Interesse auch an der entferntesten Begebenheit war, wie stark die Nationen sich mischten und miteinander verkehrten. Das internationale Wesen der Mendikantenwelt ist auf jeder Seite zu spüren. Keine große Auffassung freilich und keine Idee wird uns geboten; alles ist Rapportierarbeit eines untergeordneten, aber fleißig aufmerkenden Mannes. Notizen über das Wetter, über Kälte und Hitze, über Sternschnuppen mengt er mit den Berichten über politische Ereignisse; er schreibt nieder, was die Bauern erzählen, was die Kabisköpfe

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/173&oldid=- (Version vom 1.8.2018)