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„schwarzer Pfahl“ und die zwischen ihnen nachweisbaren Türme scheinen auf einen Stadtabschluß zu weisen. Hiemit stimmt, daß für den Eptingerhofzins in der St. Johannsvorstadt noch später nicht der Schwibogen, sondern der „schwarze Pfahl“ Ausgangs- und Grenzpunkt war.

Deutlicher erkennbar ist uns eine noch weiter gehende Vergrößerung, die gleichfalls dem zwölften Jahrhundert angehört. Die Stadtgrenze wurde den Abhang hinan auf die Kante des Plateaus geschoben und wohl im Anschlusse hieran vom Leonhardshügel und Birsig in der Linie der heutigen Straßen Steinenberg und St. Albangraben zum Rheine gezogen. Kunostor, Eschemertor, Eseltürlein, Spalentor, Kreuztor schirmten die Ausgänge aus diesem Mauerring; das Wassertor deckte den Birsigeinfluß.

Diese mächtigen Leistungen von Stadterweiterung und Mauerbau zu denen die Geschichte anderer Städte im zwölften Jahrhundert Analogien bietet, sind die deutlichsten Beweise für die Entwicklung Basels in diesem Zeitraume.

So stellt die heute den Namen „Gräben“ tragende Ringlinie den Umkreis Basels im Jahre 1200 dar. Dies war die Stadt Heinrichs von Thun, der Hohenstaufenkämpfe, Heinrichs von Neuenburg. Indem sie äußerlich zur Ausfüllung dieses Kreises gewachsen war, hatte zugleich ihr Wesen eine Ausbildung erlangt, die man Volljährigkeit nennen könnte. Fertige Zustände, bestimmte Rechte und Geltungen waren vorhanden und schlossen sich an diese Umgrenzung. Daß der Martinszins nur innerhalb des Mauerrings, — und auch hier nicht durchweg, — erhoben wurde, daß die außerhalb wohnenden Bäcker anderes Recht hatten, sind nur vereinzelte, aber bedeutsame Zeugnisse. Diese Stadt trug den Namen Burg, der Bezirk, den sie deckte, hieß Burgbann, ihr Graben Burggraben. Die in ihr als Berechtigte wohnten, waren Bürger.


Der Zustand innerhalb dieser Stadt darf nicht als ein völlig geschlossener gedacht werden. Es fanden sich noch durchweg offene Gebiete, unüberbaute Hofstätten. Allmendstücke werden erwähnt am Burghügel, und von dem großen alten Allmendkomplex des Leonhardshügels und Birsigtales lag noch ein gutes Stück beim Birsig unverwendet.

In den bebauten Teilen ist nun eine Topographie der Stände wahrzunehmen, die als Zeugnis der Besiedelung und des Wachstums gelten kann. Hier ist darüber nur das Hauptsächliche zu sagen; bei Erwähnung der Einwohnerklassen werden diese Zustände nochmals zu berühren sein.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/71&oldid=- (Version vom 1.8.2018)