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Am 13. Dezember trat die Konferenz zusammen. Sie besprach einen Brief des Kaisers, in dem dieser seine Unzufriedenheit mit der frühen Beendigung des Krieges bezeugte; sodann erhob sie die eidgenössische Kriegsordnung, wonach in Gefechten Niemand gefangen genommen, sondern jeder Feind ohne Unterschied getötet werden sollte, auch für die Niedere Vereinigung zum Beschluß; sie setzte fest, was mit der Beute und den Gefangenen des letzten Zuges zu geschehen habe. Unter den letztern, die sämtlich zu Basel verwahrt wurden, befanden sich gegen sechzig Lombarden, und Basel erhielt den Auftrag, gegen diese gerichtlich zu verfahren. Wiederholt kamen sie auf die Folter; am Weihnachtsabend wurden ihrer achtzehn zusammen auf einem großen Scheiterhaufen vor dem Steinentor verbrannt. Es war eine schauerliche Exekution, mit der man die unnatürlichen Laster dieser Leute bestrafte und Rache nahm für die vor wenigen Monaten durch sie und Ihresgleichen im Sundgau verübten Grausamkeiten.

In diesen Tagen gingen auch die Mannschaften ab, die durch Basel in die Grenzschlösser gelegt wurden. In seinem Solde finden wir zu Héricourt den Konrad Münch, zu Mömpelgard Veltin von Neuenstein, Ulrich Mellinger u. A. In Delle lag noch immer Basler Geschütz. Und zu dem Heere, das der österreichische Landvogt für einen Raubzug nach Burgund sammelte, lief auch aus Basel das junge Volk, das Beschäftigung und Gewinn lieber bei den Waffen suchte, als bei ruhiger Tagesarbeit.


Mittlerweile hatte sich der Rat mit wichtigen Erlassen des Kaisers zu beschäftigen. Zur gleichen Zeit, da dieser der Liga seine Vorwürfe wegen der raschen Beendigung des Ellikurter Zuges machte, erließ er den Befehl, ihm mit kriegerischer Macht zuzuziehen und in seiner Unternehmung vor Neuß Dienst zu leisten. Beides, der Vorwurf wie das Aufgebot, stellte die Tätigkeit der Niedern Vereinigung in den großen Zusammenhang der Reichspolitik. Aber der Vorwurf traf nicht sie, sondern die Eidgenossen, und dem Aufgebot leistete sie Folge.

Der Basler Rat konnte sich bei Behandlung dieses Geschäftes daran erinnern, wie oft in den vergangenen Jahren er sich gegen ähnliche Mahnungen des Kaisers gesperrt und die Reichshilfe versagt hatte. Zuletzt noch im Juli 1474 gegenüber dem Aufgebot wider die Türken. Wenn er jetzt anders handelte, so geschah dies, weil die gewaltige Bewegung der Zeit unmöglich machte, sich mit dem Titel einer Freistadt zu decken, und weil die Bekämpfung Burgunds überall, am Niederrhein wie am Oberrhein, den Interessen Basels entsprach. Später freilich verwahrte sich der

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/100&oldid=- (Version vom 24.7.2016)