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losbrach; den Anstoß gab Studenoberlin aus Waldenburg, der einen Schwaben totschlug, und in dem Scharmützel, das folgte, gab es Tote bei den Baslern, den Ulmern, den Nürnbergern usw. Vor Neuß selbst war ein Lagerleben von wenig Abwechslung; die Basler hatten ihren Posten neben den straßburgischen und andern Städtetruppen; mit diesen zusammen führten sie auf Flößen den Neußern Proviant zu, besetzten durch einen Handstreich das Werth im Rhein u. dgl. m.

Am 19. Juni verabredete Kaiser Friedrich einen Waffenstillstand mit dem Herzog, und der Abmarsch der beiden Armeen begann. Am 18. Juli trafen die Basler wieder hier ein.


Nicht nur der Zug an den Niederrhein zeigt, wie der Schauplatz der Politik und der Leistungen Basels sich in diesen Jahren weit ausdehnt. Das Kriegsvolk der Stadt steht zur gleichen Zeit auf den verschiedensten Punkten. Sie muß Gedanken und Augen überall haben, beständig mit starker Hand zugreifen können. Ihr Ratsbuch, ihre Missiven, ihre Rechnungen reden eine Sprache hoher Art, die nun Jahre hindurch nicht mehr verstummen wird; sie ist aber nur ein Nachhall des allgemeinen mächtigen, damals jeden Tag belebenden Klanges.

Aus Allem tritt eine unvergleichliche Periode der Stadtgeschichte uns entgegen. Die größten Interessen und eine stets sich erneuernde Gefahr halten das Gemeinwesen Jahre hindurch in atemloser Spannung.

Wir beachten die unaufhörliche Bewegung an den westlichen Grenzen des Basler Bistums und des Sundgaus. Die Besatzungen, die in den Grenzfestungen Delle Belfort Héricourt Mömpelgard, später auch Pruntrut, liegen, und ihnen gegenüber die Burgundischen, die Picarden und Lombarden treffen sich in den heftigsten Gefechten. Ein beständiges Plänkeln Beutemachen, Abfangen von Transporten belebt diese Gegend, bis zu den großen Einfällen der Einen oder der Andern, bei denen ganze Strecken verheert und ausgeraubt, Dörfer zu Dutzenden niedergebrannt werden. Neben diesen Grenzkrieg treten die Expeditionen des Bischofs von Basel, des österreichischen Landvogts, der Städte, oft weit hinein ins feindliche Land.

Und als wäre es an diesem Treiben nicht genug, das die oberrheinischen Lande in beständiger Unruhe hält, bringen auch noch Freischarenzüge ihre Wildheit mit hinein. „Laufende Knechte“ machen Streifzüge, sengen und brennen und holen sich Beute, „damit die zyt des winters zu vertriben.“ An Basel vorbei, mitten durch den Sundgau, stürmen Knechte aus Bern Solothurn und Biel das St. Amarintal hinauf ins Lothringische

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/102&oldid=- (Version vom 8.8.2016)