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gewesen, an dem neben Bern und seinen Zugewandten nur Basel teilgenommen hatte, „eigens willens und ungemant“; die übrigen Mitglieder der Niedern Vereinigung waren zu spät gekommen. Aber Basel hatte sich dieser Waffenbrüderschaft auch würdig gezeigt; „die Euern halten sich nach Ruhm unsers Hauptmanns so ehrlich und männlich, daß wir euch des zu ewigen Diensten verbunden sind“, schrieb Bern während des Feldzuges an Basel.

Aber Truppen und Feldzeichen kehrten nur heim, um schon nach wenigen Wochen wieder auszuziehen. Das Rastlose war dieser Zeit eigen. Alles drängte vorwärts, einer Erlösung und Klärung zu, die nur durch gewaltige Ereignisse gebracht werden konnte.

Die Zustände an der Grenze gegen Burgund waren unerträglich. Der Ellikurter Krieg, vorzeitig abgebrochen, hatte nichts genützt. Der Feind war keineswegs eingeschüchtert; die Besatzungen reichten nicht aus, ihn zurückzuhalten, und mit unaufhörlichen Streifzügen suchte er den Sundgau und das Bistum heim, hielt er die Grafschaft Mömpelgard in Gewalt.

Eine Züchtigung dieses Treibens, über die gewöhnlichen kleinen Repressalien hinausgehend und eine gewisse Dauer wirkend, erschien um so mehr als geboten, da die Nachrichten, die den Rhein heraufkamen und von einem vor Neuß geschlossenen Frieden des Kaisers mit Burgund redeten, neue Verwicklungen befürchten ließen. Man mußte so rasch als möglich handeln. Dazu kam, daß der neue Landvogt Österreichs, Graf Oswald von Tierstein, vor Begierde brannte, sein Amt mit einer schönen Waffentat zu eröffnen; und auch von außen her wurde getrieben, durch eine französische Botschaft, die anfangs Junis sich in Basel einfand.

So sehen wir diese Monate von Beratungen und Rüstungen bewegt. Die Niedere Vereinigung besprach sich auf zahlreichen Tagen; sie nahm am 18. April den Herzog Renat von Lothringen in ihren Verband auf, sie plante einen großen Feldzug gegen Burgund, sie verhandelte mit den Eidgenossen über deren Teilnahme. Alles dies, während der kleine Krieg an der Westmark weithin gedehnt in vollem Gange war, der Herr von Neuchatel am 26. Mai bis gegen Hirsingen vordrang und gegen vierzig Dörfer in Flammen aufgehen ließ. In den Verhandlungen mit den Eidgenossen war als Abgeordneter Basels namentlich Heinrich Rieher tätig; wir begegnen ihm dort unaufhörlich. Aber Zürich und die Länder waren abgeneigt. Um so williger trat Bern „voll stolzer Zuversicht“ auf das Begehren ein und bewilligte die Hilfe, nachdem die Niedere Vereinigung zu Ensisheim am 19. Juni 1475 endgiltig den Heerzug beschlossen hatte.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/104&oldid=- (Version vom 8.8.2016)