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Gümminen und Murten, vereinigt. Sie zogen durch den Wald gegen Murten zu; in den Höhen östlich des Städtchens trafen sie auf die starken Feldwachen und die mit Geschütz bewehrten Verschanzungen Burgunds, und der Kampf begann. Mit Verlusten der Eidgenossen zuerst. Dann aber drangen diese von verschiedenen Seiten vor, überwältigten die Feinde, drückten sie den Abhang hinab gegen das Lager. Hier unten war der Kampflärm vernommen, das Heranrücken der Eidgenossen gemeldet worden. Aber Herzog Karl zögerte. Als nun endlich seine Truppen zur Höhe hinanstiegen, um dort dem Gefecht ein Ende zu machen, stießen sie entsetzt auf den Strom ihrer von oben herab fliehenden Kameraden, auf die mit Wucht nachdrängenden Gegner. Die Schlacht wälzte sich unwiderstehlich, in ihrer furchtbaren Schrecklichkeit ins Lager selbst. Aber es war keine Schlacht, kein Widerstehen und Ringen, sondern sofort eine Niederlage. Wie bei Grandson herrschte auch heute diese Panik, die den Eidgenossen verheerend voranzog in das burgundische Heer hinein. Durch den plötzlichen Schrecken gelähmt, keiner Gegenwehr fähig, wichen die Truppen Karls. Und dieser selbst auch vermochte sich nicht zu halten, war weder Führer noch Held, ward mit fortgerissen in die Flucht. In wilder Hetze aus den Lagergassen hinaus und dem See entlang gegen Avenches stürmten die aufgelösten Massen; hinter ihnen, neben ihnen, auf schnellen Rossen voraneilend und die Straße sperrend die unerbittlichen Verfolger. Viele Tausende der Burgunder wurden niedergehauen oder in den See gesprengt. Nur ein kleiner Teil des Heeres vermochte sich zu retten.

Am 27. Juni kehrten die siegreichen Basler in ihre Stadt zurück. Von denen, die vor zwölf Tagen ausgezogen, fehlten vierhundert; sie hatten sich unter Veltins von Neuenstein Führung dem vom Murtner Schlachtfelde aus in die Waadt unternommenen Zug angeschlossen. In der Schlacht selbst waren nur drei Basler tot geblieben, unter diesen der Söldner Speckesser.

Die Beute freilich ließ sich mit derjenigen von Grandson nicht vergleichen. Einige Büchsen und Fahnen sowie ein Waffenrock des Herzogs Karl selbst waren die Hauptstücke. Mit größerm Stolze mochte Basel sein eigenes Banner betrachten, das ihm Herzog Renat nach der Schlacht durch Abhauen des roten Schwenkels „streitbar und geviert“ gemacht hatte; der Rat ließ jetzt ein Banner dieser veredelten Art neu und so kostbar als möglich anfertigen. Das dauernde Gedächtnis des Sieges aber wurde gesichert durch Einsetzung einer jährlich am Zehntausendrittertag in allen Kirchen zu begehenden Schlachtfeier.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/117&oldid=- (Version vom 8.8.2016)