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im Münster sang der Geschichtschreiber dieser großen Jahre, Kaplan Johannes Knebel selbst, die Messe vor dem Hochaltar, fröhlicher gesinnt als je in seinem Leben! Und nach wenigen Tagen, am 10. Januar, kam die Nachricht, daß unter den Erschlagenen auch Herzog Karl gefunden worden sei.

Basel erlebte nun noch die Heimkehr derselben Schweizer Söldner, die es vor kurzem hatte ausrücken sehen. Am 13. Januar und an den folgenden Tagen trafen sie hier ein, mit erbeuteten Bannern, noch unbändiger und wilder als zuvor. Basel aber hatte die Soldauszahlung zu besorgen, und da die Annahme der von Herzog Renat hiefür geschickten fremden Goldstücke durch die Söldner verweigert wurde, mußte Basel eine rasche Umprägung in seiner Münzstätte vornehmen, die ungestümen Gesellen Tage lang hier liegen haben. Die blutige Schlägerei, die beim Pferdetränken auf dem Fischmarkt zwischen Zürchern und Bernern ausbrach, zeigte den Geist dieser Einquartierung. Bedrohlicher war, daß sie ungeduldig über die Langsamkeit der Ablöhnung schalten, Intriguen des Grafen Oswald witterten und laut davon redeten, ihm vor sein Schloß Pfäffingen ziehen zu wollen. Auch an Beschuldigungen Basels fehlte es gewiß nicht, während es hinwiederum bei den Baslern hieß, daß die Schweizer Hauptleute dem Herzog Soldlisten eingäben mit mehr Mannschaft, als im Felde gewesen sei. Allmählich aber entleerte und beruhigte sich die Stadt; die Söldner zogen nach Hause, während Ausschüsse zur Erledigung des Soldgeschäftes hier zurückblieben. Endlich im Februar kam es zu solcher Erledigung; die Niedere Vereinigung hatte das Geld vorzustrecken.

Aber zum Wesen dieser eigentümlich belebten Wochen gehört auch noch Anderes. Zunächst, daß im Streit zwischen Bischof und Universität, der damals über Kompetenzen entbrannt war, die durch die Examensperre des Bischofs geschädigten Kandidaten, unter denen z. B. der Luzerner Peter Kündig war, die Schweizer Söldner zur Plünderung der Domherren- und Kaplanenhäuser führen wollten und solche Gewalttat nur mit Mühe verhindert werden konnte. Sodann die große Zusammenkunft der Hauptleute mit den Gesandten der Niedern Vereinigung und der Eidgenossen, die am 20. Januar hier stattfand, zur Abrede wegen der Beute und der Gefangenen und zur Beratung über das künftige Verhalten gegen Burgund und Frankreich. Im Februar bei einer zweiten Konferenz hatten diese Gesandten auch im Streit zwischen Bischof und Stadt zu vermitteln.


Unter solchen Bewegungen endete Basels Kampf mit Burgund. Dessen Verlauf überschauend konstatierte jetzt der Chronist, daß das vor vier Jahren

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/122&oldid=- (Version vom 14.8.2016)