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durch den Kometen Angekündigte zum guten Teil eingetroffen sei. Daneben erging er sich in Betrachtungen über Person und Schicksal des überwundenen furchtbaren Feindes und in Sammlung von Anekdoten aus seinem Leben, von Gedichten über ihn und den bösen Landvogt.

Eine andre Art von Epilog verfaßte der Stadtschreiber: er summierte die Kosten, die der Stadt seit 1474 durch Rüstungen Auszüge und Schlachten erwachsen waren und deren Summe eine beträchtliche war, etwa sechsunddreißigtausend Pfund. Aber die Zahlen dieser Rechnung waren natürlich lange nicht erschöpfend. Neben ihnen standen noch gewaltige Beträge von Ausgaben, die der Krieg mittelbar verursacht hatte. Sie wiesen, auch mit Einrechnung dieser, nur Leistungen des Gemeinwesens nach, nicht auch solche des Einzelnen. Und sie vergegenwärtigten überhaupt nur eine äußerlich zu berechnende Wirkung.

Weit über sie hinaus ging das tatsächlich Erlebte Geopferte Erlangte. Wer versuchen wollte, eine allgemeine Bilanz der Burgunderzeit für Basel zu ziehen, der hatte den finanziellen Aufwendungen ein ungeheures Maß geistiger und physischer Arbeit beizugesellen, Wirkung und Erfolg jeder einzelnen kriegerischen oder diplomatischen Aktion zu bemessen. Wenn auch die militärischen Taten der Stadt nicht als außerordentliche zu werten waren, so erschien dagegen ihre politische Tätigkeit als hochbedeutend.

Neben den Leistungen von Rat und Heer war der Einfluß solcher Zeiten auf das Gemeinwesen als Ganzes und auf die Wohlfahrt des Einzelnen zu erwägen. Wie hatte der Handel leiden müssen, wie gefährdet war der Verkehr gewesen, wie gestört und beunruhigt das tägliche Leben. Aber das waren momentane Dinge, denen ein Dauerndes die Wage hielt.

Manche mochten Betrachtungen anstellen über das Verhalten von Kaiser und Reich in diesen Kämpfen, über das Wesen der Eidgenossenschaft, über die Beziehungen zu Österreich und den elsässischen Reichsstädten. Sie wurden dabei inne, wie viel die Stadt bei all diesen politischen Wandlungen, in einem ungewöhnlich regen und gehaltvollen Verkehr erlebt hatte und wie viel sie hatte lernen können. Über den einzelnen Gewinn oder Verlust hinweg gewahrten sie die neuen Horizonte, die diese Zeit geöffnet, fühlten sie die neuen Kräfte, die sie geweckt hatte. Allem Leiden gegenüber stand als Errungenschaft eine außerordentliche politische und geistige Festigung.


Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/123&oldid=- (Version vom 14.8.2016)