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Basel hatte im Kampfe mit Burgund äußerlich nichts gewonnen. Es stand sogar, da ihm die Herrschaft Rheinfelden durch Lösung abgenommen worden war, jetzt kleiner da als zu Ende der 1460er Jahre. Seine Anstrengungen hatten vor allem Österreich genützt.

Die Burgunderjahre waren nur eine Episode; sie stellten gewaltsam die Entwicklung stille, lenkten alle Kraft zeitweise auf ein Ziel hin. Sobald Karl tot war, wachten die alten Zustände wieder auf, meldeten sich wieder die Hemmungen und Streitigkeiten, die in der vorhergehenden Zeit das politische Leben Basels beherrscht hatten.

Nur in einer Richtung hinterließ der Krieg ein Neues: die Verschiebung in den wälschen Beziehungen. Burgund als selbständige Macht war verschwunden. Jetzt stand Frankreich in der vordersten Linie und wirkte mit ganzer Macht herüber. Die Bedeutung dieser neuen Konstellation für die Schweiz wie für Österreich und das Deutsche Reich war außerordentlich; auch Basel wurde dadurch unmittelbar berührt.

Außerdem haben wir eine allgemeine Stimmung der Zeit wahrzunehmen. Sie ist gegeben zunächst durch den großen Prozeß der Ausbildung von Landeshoheit und Landesverwaltung: durch das Bestreben aller Obrigkeit, an Stelle überlieferter Zersplitterung der öffentlichen Verhältnisse eine zentrale Gewalt zu setzen; durch das Werden eines neuen Staatsbegriffs und eines neuen Staatsbeamtentums. Dem Allem gegenüber lebt in der Bevölkerung ein wildes verwegenes Wesen und ungescheutes Mißachten obrigkeitlicher Verfügung.

Die Aufgaben, die hiebei der städtischen Politik gestellt wurden, waren sehr groß. Von allen Seiten kamen die Stöße; und wir begreifen, daß nicht nur der Einzelne litt, sondern auch die Behörde selbst die Isoliertheit empfand, die Lage der Stadt als eine ausnahmsweise ungünstige und gefährdete geltend machte.

Aber gerade darin, wie Basel dieses Übermaßes schwerer Arbeit Herr wurde, zeigt sich der Wert der in dem großen burgundischen Kampf ihm gewordenen Schulung. Hier liegt der Gewinn dieser Jahre. In ihnen ist die politische Kraft gereift. Mit merkwürdig nüchterner Überlegenheit

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/126&oldid=- (Version vom 14.8.2016)