Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,1.pdf/127

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findet die Stadt einen Weg durch die Schwierigkeiten, die sich im Innern erheben und von Außen herandrängen.


Den mächtigen Ereignissen von Kampf und Untergang folgte sogleich 1477 das Gezänk Derjenigen, die sich zu Erben Karls von Burgund berufen glaubten.

Die Eidgenossen, Bern voran, gedachten mit der Freigrafschaft den wohlverdienten Preis zu greifen. Rascher und tätiger als sie machte König Ludwig von Frankreich lehnsherrliche Rechte geltend und ließ seine Truppen in die burgundischen Lande einrücken. Auf der dritten Seite erhob sich Kaiser Friedrich, dessen Sohn mit der Prinzessin Maria, Karls einzigem Kinde, verlobt war und der, sobald Frankreich sich geregt hatte, Alles im Reiche gegen diesen Widersacher aufrief, auch die Eidgenossen und Basel.

Für uns von Bedeutung sind die Verhandlungen, die in diesen Dingen zwischen den Eidgenossen geführt wurden. Aber sie bieten ein unerfreuliches Schauspiel. Die kühn vorandringende Politik Berns stößt auf die Eifersucht der andern Orte und eine oft kleinliche Opposition; der alte Streit der Städte und der Länder tritt leidenschaftlicher als je hervor; aber häßlich vor allem ist zu sehen, wie jetzt das Geld eine Wichtigkeit gewinnt bei den Erwägungen schweizerischer Politik.

Zwischen der Eidgenossenschaft und der Niedern Vereinigung war schon nach der Murtner Schlacht eine Lockerung der im Frühling 1474 geknüpften Bande eingetreten. Jetzt nach dem Kriege zeigten sich die Eidgenossen vollends gewillt, ohne Rücksicht auf ihre rheinischen Föderierten vorzugehen; diese aber waren durch die Bewegungen, die sich in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft vollzogen, in höchstem Grade interessiert. Vor allem Basel empfand die Wirkung dieser Ereignisse.

Überall in der Schweiz erhoben sich Freischaren, die teils den Burgundern wider Frankreich zu Hilfe eilten, teils der Werbung König Ludwigs wider Burgund folgten, und dies ungeordnete Kriegsvolk zog beständig über Basel hin und her oder traf sich hier als auf dem bestgelegenen Sammelplatze. Der Rat suchte sich den Unfug fern zu halten, schloß die Tore und hieß die Banden vorbeiziehen. Ihre Antwort war dann, daß sie das Gelände um die Stadt verwüsteten und noch Ärgeres drohten, womit sie zuweilen den Einlaß erzwangen. Waren nun aber solche Kriegsleute drinnen, so brauchten sie erst recht die gröbsten Worte, stifteten Krawalle, fielen über Bürger und Werkleute her u. dgl. m. Basel, das auch in solchen Dingen zu fühlen bekam, was es hieß, an einer länderverbindenden

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/127&oldid=- (Version vom 14.8.2016)