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Sisgau wieder einen bedeutsamen Schritt vorwärts, durch den Kauf von Wildeptingen und Oberdiegten, 13. März 1487.

Solothurn aber, im Gefühle der erlittenen Niederlage und diesem ruhigen Auskosten des Sieges durch Basel gegenüber, wußte sich nicht zu meistern. Heftig und gereizt brachte es neuerdings seine Klagen bei der Tagsatzung vor, wurde aber zur Geduld verwiesen und ermahnt, nichts Unfreundliches vorzunehmen. Die Eidgenossen wußten, wessen man sich bei Solothurn zu versehen habe; es griff in der Tat zur Gewalt.

Am 21. Mai 1487 „sind die Solothurner mit ganzer Macht und zwei Fähnlein vor Münchenstein gezogen, haben ihr Lager aufgeschlagen und vermehren sich von Tag zu Tag. Sie gedenken das Schloß zu ihren Händen zu bringen, treiben Brand und Raub in unsern Ämtern.“ So schrieb der Rat zwei Tage später dem Lienhard Grieb, der als Gesandter auf dem Reichstag zu Nürnberg weilte, und mahnte ihn angesichts eines so wichtigen Vorfalls sofort heimzukommen. Die Lage erschien um so mehr als ernst, weil es nicht bei diesem Feldzug vor Münchenstein blieb. Während sich die obern Vogteien im Sisgau rüsteten, um der Stadt zu Hilfe zu ziehen, kamen Meldungen nach Waldenburg, dann auch nach Liestal, daß es allenthalben überm Jura gähre. Es hieß, daß das ganze Gäu in Bewegung stehe, daß zu Arberg und im Bernbiet Rüstungen zu einem Zug wider Basel betrieben würden. Eine allgemeine Erhebung schien im Gange. Der Vogt zu Pfirt vernahm, die Schweizer seien willens, an den Oberrhein zu rücken; auch Statthalter und Räte zu Ensisheim waren unruhig; die Edeln von Rotberg brachten ungemahnt Hilfsmannschaft nach Basel. Diese Stadt selbst rüstete ihre Büchsen, verstärkte die Wachen; am 22. Mai, dem Tage nach Solothurns Einfall, stand die gesamte Miliz unter den Fahnen der Zünfte zum Ausmarsche bereit.

Deutlich zeigt dies Alles den Ernst der Lage. Aber eine gute und dem Leben entsprechende Ergänzung der Akten ist der bei wiedergewonnener Ruhe geschriebene Bericht des Basler Chronisten, der das Ereignis leicht spottend erledigt: „Die Solothurner riefen den Knechten im Schlosse Münchenstein zu, sie sollten es aufgeben, das Schloß wäre ihrer, oder sie müßten darüber sterben. Da rief Einer herunter: das Schloß ist meiner Herren von Basel; gehet nicht zu nahe heran oder wir schießen euch, daß ihr überburzelet. Die Solothurner antworteten: tut euer Bestes. Das wollen wir auch tun, erwiderten die im Schlosse. Also lagen sie drei Tage vor Münchenstein; dann zogen sie mit Schande wieder heim.“

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/140&oldid=- (Version vom 22.8.2016)