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in diesen Jahren nahm. Der glänzende Erfolg der Burgunderkriege hatte der eidgenössischen Politik nicht nur einen völlig neuen Maßstab gegeben; auch die Auffassung, die sie beherrschte, war eine andere geworden. Ein stürmisches Vorwärtsdrängen, unbekümmert, ungeberdig, allenfalls auch über die Interessen einer Stadt wie Basel hinweg, bestimmte jetzt ihren Gang, völlig entsprechend dem von schweren Unruhen und Wirren erfüllten Zustand des allgemeinen Wesens, bei dem es wild zuging auf allen Gebieten, ein ungestümes Kraftgefühl auch die Massen des Volkes brausend aufregte.

Wie hiebei das Verhältnis der Eidgenossen zu Basel sich lockerte, ist an Einzelheiten zu verfolgen. Bezeichnend ist schon bald nach Nancy die Verschiedenheit schweizerischer und oberrheinischer Politik in den burgundischen Angelegenheiten und im Verhalten gegenüber Frankreich; bestimmten Zusammenhang mit diesen Zuständen, die keinesfalls ohne die schwersten einzelnen Streitigkeiten und Zerwürfnisse sich herausbildeten, hat der merkwürdige Vorgang im Basler Rate, da dem Bürgermeister das Recht der Öffnung der aus der Eidgenossenschaft kommenden Schreiben genommen werden soll, im Dezember 1479. Von da an geht die Entwickelung weiter: in der Mißstimmung der Schweizer wegen der Münzpolitik des Rappenbundes; in den Schmähworten Hans Waldmanns; in den Beziehungen der Eidgenossen zu Bischof Caspar, die sogleich im ersten Jahr seines Episcopats einsetzen und dann ihre Haltung beim Streit des Bischofs mit der Stadt bestimmen; in ihrem Benehmen bei der Tiersteiner Sache usw. Wenn der Basler Rat gelegentlich seinen Gesandten einschärfte, „mit den Eidgenossen alle Mildigkeit und Freundlichkeit zu gebrauchen, damit Unwille abgestellt werde, und, falls solches nicht erlangt werden könne, ihnen zu erklären, daß Basel sich in keinen Weg wider gemeine Eidgenossen setzen wolle“, so zeigt dies nicht nur, wie behutsam und schonend der Rat allezeit die Formen wahrte, sondern auch, daß er sich der wirklichen Lage der Dinge durchaus bewußt war. Man wurde sich immer gleichgültiger; diese Entwickelung war nicht aufzuhalten. Wir sehen, daß von Mitte der 1480er Jahre an Basel in den Schriften der eidgenössischen Tagsatzung kaum mehr erwähnt wird.

Während die Eidgenossen sich von Basel zurückzogen, gewann diese Stadt in gleichem Maße neue Verbindungen.

Die Niedere Vereinigung stand nach den Burgunderkriegen in der Hauptsache für sich allein da; ihre Beziehungen zum obern Bunde wurden lose. Aber ihre Tätigkeit war deswegen nicht eingestellt. Unaufhörlich

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/143&oldid=- (Version vom 28.8.2016)