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In den Instruktionen, dann in den Gesandtenberichten liegt das eigentümliche Wesen dieses ganzen Verkehrs vor uns aufgeschlossen. Wir sehen die städtische Behörde, durch tausend Geschäfte geplagt, unter denen einzelne die gesammeltste Aufmerksamkeit und die emsigste Tätigkeit fordern. Und nun kommen Einladungen zu Städtetagen, Einladungen zu Reichstagen, Aufrufe Mahnungen Klagen Vorwürfe des Kaisers oder seiner Anwälte, Rapporte des Prokurators den Basel dort am Solde hat, Briefe von Fürsten und Städten. Wie groß sind die Fragen, die da zur Behandlung kommen; wie weit das Feld, auf das Basel hinaustreten soll. Nichts Verwandtes mit den oft so kleinen Geschäften eidgenössischer Tage. Der Ungarnkönig Mathias Corvinus legt seinen Streit mit Kaiser Friedrich dar. Kaiser und päpstlicher Legat rufen auf zum Kampfe wider den Türken, den Erbfeind der Christenheit.

Eine Gesandtschaft wird beschlossen, ihre Instruktion durch die Dreizehner vorberaten, durch den Rat erteilt. Meist mit merkwürdig weiten Limiten. Die Stadt gibt dem Gesandten nur im allgemeinen die Richtung und das Ziel. Wir werden dabei gewahr, wie viel an Kenntnis der Geschäfte, an Klugheit, aber auch an Redegeschick, an äußerer Weltgewandtheit und Schule von diesen Herren verlangt wurde.

Und nun ihre Relationen. Schon unterwegs schreiben sie. Auf einer der zahlreichen Wiener Reisen dieser Jahre wird in München der Doktor krank und die Gesandten müssen die Reise zu Schiff fortsetzen, sie fahren „mit Sorge durch die Feinde“. Ein andres Mal, wie sie dem Ziele schon nahe sind, müssen sie über zwei Wochen in Wiener Neustadt liegen bleiben und auf das Geleite warten. Am kaiserlichen Hofe beginnen erst recht die Schwierigkeiten. Wie Viele sind da, die begrüßt und geehrt, wohl auch beschenkt sein wollen. Mit Graf Hug von Werdenberg, dem einflußreichen Prüschenk, dem Dr. Hesler, dem Erzbischof von Gran hat der Gesandte zu verhandeln, mit dem Prokurator Basels — Meister Arnold von Laa, seit 1482 Meister Jörg Schrötel, seit 1498 Doktor Johannes Rechlinger — zu konferieren, bis er endlich die Audienz beim Kaiser erlangt. Er muß an den Protonotar Waldner, ja selbst an den kaiserlichen Türhüter Jakob Zünd empfohlen sein, wenn er Erfolg haben will, und darf sich das Warten vor der Ratsstube, zuzeiten bis nach Mitternacht, nicht verdrießen lassen. Oft wochenlang ziehen sich die Verhandlungen hin, mit großen Kosten für die Stadt und mancherlei Ungemach für den Gesandten. Nicht nur von den Reichstagen kommen die Klagen, daß die Geschäfte nicht vorwärts gehen, daß man nicht loskomme; auch aus der Wiener Hofburg ruft Heinrich

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/147&oldid=- (Version vom 28.8.2016)