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und des österreichischen Antrages, lag die Schwierigkeit für die Niedere Vereinigung.

Maximilian wollte offenbar, da Straßburg und Basel für den Schwäbischen Bund nicht zu haben waren, sie dadurch auf seine Seite ziehen, daß er Mitglied der Niedern Vereinigung wurde; er war seit 1490 Landesherr von Vorderösterreich und verlangte mit dieser Mitgliedschaft nur, was schon sein Rechtsvorgänger Sigmund besessen hatte. Er erklärte, gegen die Verbindung mit den Eidgenossen nichts einwenden zu wollen. Aber wie mochten die Eidgenossen seinen Beitritt aufnehmen?

Bei solcher Lage ließ Basel auf einem Tage zu Colmar, im Dezember 1492, seine Meinung vortragen: die Eidgenossen würden keinesfalls gerne sehen, wenn hinter ihrem Rücken eine Vereinung mit Max geschlossen würde, und Basel vor allen müßte die Wirkung solchen Unwillens spüren; es empfehle daher, vorerst mit den Eidgenossen ins Reine zu kommen und dann mit Österreich weiter zu verhandeln. Dieser Vorschlag drang durch. Am 17. April 1493 wurde zu Baden ein fünfzehnjähriges Bündnis der Niedern Vereinigung mit der Eidgenossenschaft geschlossen. Den ursprünglichen Intentionen der Elsässer war freilich die schließliche Fassung wenig entsprechend; sie lautete nicht mehr auf gegenseitige Hilfe, sondern war ein Freundschaftsvertrag, der auch den Rechtsgang regelte und den Eidgenossen den feilen Kauf von Korn Wein usw. sicherte.

Wenige Tage vor dem Abschluß dieses Vertrages empfing Basel den Besuch des Königs Max. Am 13. April traf dieser von Colmar her, aber auf dem rechten Rheinufer kommend, hier ein. Entkleiden wir das Ereignis der reichen zeremoniösen Formen und betrachten wir nur das ihm Eigene, so bleibt noch übergenug für den Eindruck eines glänzenden Moments. Wie ganz anders doch war die Stimmung dieser Tage als bei den letzten Kaiserbesuchen 1442 und 1473, in schwülster Zeit! Max kam als Besieger Frankreichs, aus der dem Reich wieder eroberten Freigrafschaft. Wie er freundlich daran erinnerte, daß vor wenigen Jahren Basler gewesen seien, die ihn aus der Haft zu Brügge gelöst, wie er sonst in Allem sich benahm und gab, lebte um ihn der Zauber seiner Persönlichkeit, von dem alle Zeitgenossen reden. Auch dem guten Kaplan Brilinger gefiel es, wie der König vor dem Bläsitor beim Herannahen des Klerus vom Pferde sprang und „mit andächtigen Lippen“ das große goldene Kreuz verehrte, das einer der Domprälaten trug. Dann zog er in die Stadt ein, denselben Weg, den er vor zwanzig Jahren mit seinem Vater geritten war, in ruhiger Heiterkeit. In den dichten Menschenreihen, durch die der Zug ging, stand vielleicht der junge Nürnberger Albrecht Dürer.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/160&oldid=- (Version vom 28.8.2016)