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Seckau, vor allem des Königs Max für Rieher; und nach der Hinrichtung des Sohnes schrieb der Rat, Jener habe Dinge ausgesagt, daß er Leib und Leben mehrfach verwirkt habe. So dürfen wir wohl an bestimmte Vergehungen politischer Art, an eigentliche Verräterei denken, aber auch an den Haß Vieler gegen den Emporkömmling, der im engen kleinen Staate zu viel Macht besaß und sie auf seine Manier übte. Einer Verantwortung entzog er sich und ließ seinen Sohn büßen, der früher wenig hervorgetreten und wohl nur Werkzeug des Alten gewesen war. Mit dem politischen Sturz verband sich der finanzielle Zusammenbruch des Hauses. Es war ein vollständiger Untergang, bei dem nicht nur die Person gerichtet wurde, sondern ein System.


So kam die Opposition vorwärts. Aber ihr war es noch um Höheres zu tun als um die Macht in der Stadt.

Wir konnten beobachten, wie der Gegensatz Eidgenossenschaft — Reich seit langem die Zeit beherrschte. Die letzten Jahre brachten eine außerordentliche Verschärfung dieses Gegensatzes. Schweizer stand gegen Schwabe, in Spottliedern und groben Schmähungen über den Rhein hin und her lärmte der Haß; und mitten in der Entzweiung stand Basel, das oft schwer genug an dieser Stellung trug. Seit einem Jahrzehnt entschieden zum Reiche haltend, von den Eidgenossen abgewendet, war doch auch das offizielle Basel daran gewöhnt, stets nach den Eidgenossen hinzublicken und ihre Macht zu erwägen.

Außerdem aber finden wir eine entschieden eidgenössische Partei in der Bevölkerung selbst. Was auf sie wirkte, war der helle siegreiche Glanz, der seit den Burgunderkriegen auf allem eidgenössischen Wesen ruhte. Dazu mochten Erinnerungen treten an 1356, 1386, 1444. Vor Allem aber: die Schweizer galten als die Gegner von Fürst und Edelmann, als die Erlöser von allem Herrendruck und waren daher dem gemeinen Mann ohne Weiteres sympathisch. Während der Rat alle Dienste und Aufwendungen Basels für das Reich, mit Einschluß der Leistungen im Burgunderkrieg, dem Kaiser vorrechnete und das Preisgeben Basels durch den Kaiser in eben diesen Burgunderzeiten mit Schweigen überging, konnte sich gerade aus dem Erleben dieses Preisgegebenwerdens und aus der Erinnerung daran eine reichsfeindliche Partei stärken. Jetzt in den 1490er Jahren, da draußen Alles zur Entscheidung drängte, regten sich auch die Basler, die der Schweiz anhingen, immer kräftiger. Ihre Menge wuchs, ihre Stimme wurde laut, so daß man im Österreichischen aufmerkte. „Es wird nicht mehr gut, ehe nicht ein paar Basler erstochen sind“, rief Claus Sutter zu Blotzheim; in Magden gab man Baslern dieselben unflätigen Beschuldigungen wie den Schweizern; eine

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/176&oldid=- (Version vom 24.10.2016)