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der Rat seine Gesandten nach Freiburg zum König. Sie sollten diesem den bisherigen Verlauf auseinandersetzen und die Gutheißung der Neutralität Basels verlangen, damit Basel beim Reich bleiben möge. Mit dieser ernsten Verwahrung sollten die Gesandten ihren Vortrag schließen.

Aber König Max war in der Stimmung, die sein großes Manifest vom 22. April erfüllt. Wie er dort am Sieg über das „grobe schnöde Bauernvolk“ nicht zweifelte, den begonnenen Krieg als „des heiligen römischen Reichs und deutscher Nation endlichen Ernst“ verkündete, so war er keineswegs geneigt, auf Basels Begehren einzutreten. Was die Stadt seit Beginn des Krieges getan, wolle er in Gnaden auf sich beruhen lassen, in der Erwartung, daß Basel jetzt sich erhebe und seine Pflicht tue, wie einer Stadt des Reichs und gehorsamen Untertanen gezieme.

Die Gesandten meldeten diesen Bescheid sofort nach Hause und fragten, ob der Rat weiteres Verhandeln wünsche.

Wir beachten, daß in eben diesen Tagen die Eidgenossenschaft ihren wilden Zug an Basel vorbei nach Häsingen ausführte, daß die Basler Landschaft von kriegerischem Getöse erfüllt war. Und in all dies hinein noch die Nachricht vom schönen Siege der Schweizer bei Frastenz am 20. April.

Wieder wie vor vier Wochen, in einem entscheidenden Augenblicke, stand Basel unter der Wirkung der gewaltigen Ereignisse. Aber seine Führer bemusterten auch jetzt wieder die Situation. Allen Einflüssen von links und rechts, der mächtigen Aufregung entgegen. In den Zünften gährte es, und der Rat wollte ohne die Gemeinde, die Sechser, keinen Beschluß fassen, so stark er auch die eidgenössische Partei unter diesen wußte. Er berief unverweilt, am 24. April, den Großen Rat ins Predigerkloster, und hier geschah die ernste und folgenschwere Sitzung. Die Verhandlungen sind unbekannt. Wir vernehmen vom Rate nur das Eine, daß er viele Mühe und „subtile Vernunft“ anwenden mußte, um den Großen Rat vom Anschluß an die Eidgenossenschaft abzuhalten und dazu zu bringen, „Basler sein und bleiben zu wollen“. Es war drauf und dran, daß die Gemeinde anders beschloß. Aber der Rat blieb Sieger, gewann die Versammlung neuerdings für seine Politik und für den Entschluß, sich gegen beide Teile unparteiisch zu halten.

Nun konnte auch die Tagsatzung ihre Antwort haben. „Mit vielen Worten“ eröffneten dort Basels Gesandte am 2. Mai, daß die Stadt trotz den Mandaten des Königs stille sitzen, weder wider das Reich noch wider die Eidgenossen sein und die Vereinigung von 1493 halten werde, sich jedoch dabei auch von Seiten der Eidgenossen aller Freundschaft versehe.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/185&oldid=- (Version vom 24.10.2016)