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Ähnliches erlebte Basel im Sundgau. Was als nachbarliche Ungebühr alt und gewohnt war, empfing jetzt auch hier neues Leben und stärkere Kraft. Basel verantwortete sich und klagte seinerseits; als es in Ensisheim ohne Gehör blieb, griff es zu Repressalien und belegte die zu ihm geflüchteten Sundgauer mit einer Wochensteuer. Zuletzt versuchte es auch jetzt wieder eine direkte Eingabe an den König, gleichsam an seine Majestät und Weisheit appellierend von dem Gebahren der Beamten. Zu Beginn des Juni sandte es den Bürgermeister Gilgenberg zu Maximilian nach Überlingen. Aus der Instruktion, die der Rat erteilte, vernehmen wir noch einmal die leitenden Gedanken: hätte Basel den königlichen Mandaten gehorcht, so würde es beim letzten großen Zug der Eidgenossen, der nach Habsheim ging, um sein Gebiet gekommen sein, nicht nur zum eigenen, sondern auch zu der Vorlande Schaden. Solches voraussehend, nicht um sich vom Reiche zu sondern, sei Basel stillgesessen. Der König möge diese Lage bedenken, auch der großen Dienste sich erinnern, die Basel schon dem Reiche getan, und seine Neutralität gut heißen; auch solle ihm unverhohlen bleiben, wie schwer dem Rate geworden sei, seine Bürgerschaft von Annahme der eidgenössischen Anträge zurückzuhalten. Wie vor zwei Monaten in Freiburg also auch hier die leise Drohung des Abfalls vom Reiche und, deutlicher als dort, die Nennung der in Basel für einen solchen Abfall wirkenden Mächte.

Aber diese ganze Auseinandersetzung gelangte gar nicht an das Ohr des Königs. Als Gilgenberg in Überlingen eintraf, war Max schon weit weg, auf der Malser Heide. Basels Auftrag blieb unerfüllt, und die Wirkung, die der Rat von einem guten Bescheide des Königs wohl erwartet hatte, auf die Opposition im Innern sowohl wie auf die königlichen Lande und Beamten, blieb aus. Nichts wurde gehemmt, die Ereignisse drängten sich.

Mitten in dieser bangen Unruhe geschah die Ratserneuerung zu Basel. Auch sie wieder mit Mutationen, die als Schwächungen der Reichspartei gelten dürfen; bei der Hohen Stube wie bei den Zünften traten bisherige Ratsglieder aus, neue ein. Dazu draußen der Überfall von Seewen durch die Königlichen am 14. Juni, die Rüstungen im Rheintal, die Sammlung eines großen Heeres im Sundgau.

Täglich kamen Meldungen nach Basel. Auch Flüchtlinge; unter diesen sogar Knechte vom Dornecker Schloß, die dort vor der drohenden Belagerung geflohen waren. Man sah die Scharen Fürstenbergs gegen das Birstal streifen; sie trabten vor den Mauern hin und her; unaufhörlich vernahm man den Trommelschlag der ziehenden Kompagnien.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/189&oldid=- (Version vom 24.10.2016)