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Als ein ungeheurer Kampf um Herrschaft und Freiheit, als letztes Einsetzen der Kraft in einem jahrhundertelangen Ringen trägt dieser Krieg unzweifelhaft den Charakter der Größe. Aber nicht für die Geschichte Basels.

Im Armagnakenjahr, dann wieder in den Burgunderjahren war ein Beben, ein mächtiges Ergriffensein durch Basel gegangen, das wir noch heute zu spüren glauben. Die Zeit des Schwabenkrieges war anders geartet. Was diese Periode der Stadtgeschichte als starkes Leben füllte, galt der innern Entwickelung. Von außen aber kam nie eine tatsächlich drohende Gefahr an die Stadt heran, und durch die Neutralität nahm sie sich selbst jede Gelegenheit, Stärke und Größe zu zeigen. Sie erlebte Leid Plage Schaden die Menge, aber nie Etwas, das ans Leben ging und zum Zusammennehmen der ganzen Kraft zwang.

Wenn irgendwann, so erwies sich damals die Basler Staatskunst als wirkliche Kunst. Mit derselben ruhigen Überlegung, in der Basel während der letzten Jahrzehnte seine auswärtige Politik geführt hatte, war es auch jetzt den ungeheuern Schwierigkeiten gewachsen. Zuerst seine Bemühung für einen Frieden, dann im gegebenen Moment die Fähigkeit, sich abzusondern und eine neutrale Rolle in Anspruch zu nehmen. Die Durchführung dieser Rolle sodann mit vollendeter Subtilität und Sorgfalt, nie allzu grundsätzlich, stets das Zweckmäßige treffend, leidenschaftlichen Auseinandersetzungen aus dem Wege gehend; „je stiller desto besser“, wie der Stadtschreiber bei Gelegenheit empfahl.

Mit dieser Neutralität forderte Basel vor Allem den König heraus; aber es wußte, wie viel nach dieser Seite gewagt werden konnte. Die Gefahr lag weit mehr auf der andern Seite; aber hier half die Uneinigkeit der Eidgenossen. So brachte es der Rat fertig, alle die heißen Monate hindurch vom Bruderholzgefecht bis zur Dornacher Schlacht seine Stellung zu wahren. Erleichtert wurde ihm seine Aufgabe dadurch, daß der Krieg in Basels Nähe lange Zeit über den Charakter der nachbarlichen Rauferei wenig hinausging. Bis dann zuletzt bei Dornach eine Größe und Wucht sich zeigte, wie bisher im ganzen Kriege nicht.

Überaus eindrücklich ist das Bild dieses Schlosses Dorneck, das nur von Wenigen besetzt ist, während vor seinen Mauern schimmernd und lärmend das mächtige Heer der Feinde sich lagert; von überwältigender Schönheit aber dann das Erscheinen der Eidgenossen, die in Gewaltmärschen, eine Schar nach der andern, heraneilen und sofort, heiß und erschöpft, sich in den Kampf stürzen. Nach wenigen Stunden waren sie glorreiche Sieger.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/191&oldid=- (Version vom 24.10.2016)