Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,1.pdf/195

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Äußerungen der Teilnehmer und der Zuschauer. Wir sehen das leidenschaftliche Hin- und Herreden, die Bemühungen des Vermittlers, seinen eiligen Ritt mitten aus den Beratungen fort nach Ulm zum König, um dort die letzten Schwierigkeiten zu heben. Und dem gegenüber das erregte Treiben der Menge, die sich in Basel um den Kongreß drängt, den Frieden hindern möchte oder wünscht, Edelleute aus dem Reich und eidgenössische Kriegsknechte, mitten unter diesen den trotzigen Leimentaler Bitterli mit seiner Rotte, der in des erschlagenen Grafen von Fürstenberg Seidenschaube durch die Gassen stolziert und dem Wormser Bischof sich und die Seinen vorstellt als die Bauern, die den Adel strafen. Unter solchen Umgebungen den Frieden zu finden, war schwer; die Reden, die draußen geführt wurden von einem Handstreich, von dem Dreinfahren in die Pfauenfedern zu Basel, blieben den Gesandten schwerlich verborgen. Aber der Friede ward trotz alledem. Rings stiegen Rauchwolken und Flammen auf; von den Fenstern der bischöflichen Pfalz, die hoch über dem Strome stehen, sah man plötzlich unheimliche Feuerröten rheinaufwärts, und zur gleichen Zeit loderte es im Leimental, wo Solothurner die Häuser anzündeten. Das Volk lief auf der Pfalz und der Rheinbrücke zusammen und rief zu den Waffen, die Königlichen standen besorgt. Aber solcher Alarm tat keine Wirkung mehr. Der Rat griff ein; die starke Bürgerwache, die seit Beginn des Kongresses unter den Waffen stand, schuf Ruhe; am Sonntag, 22. September, dem Tage des heiligen Streiters Mauritius, nach feierlichem Hochamt im Münster, ward im Engelhof, der Wohnung des Mailänder Gesandten, der Friede geschlossen. Alle Glocken läuteten ihn ein, Freudenfeuer flammten.

Die einzelnen Bestimmungen dieses Friedens sind hier nicht zu nennen. In ihrer Gesamtheit bedeuteten sie, daß König und Reich ihre Ansprüche an die Schweizer nicht mehr festhielten. Die Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft vom deutschen Reiche wurde nicht ausdrücklich anerkannt, aber tatsächlich war sie das durch den Friedensschluß bekräftigte Ergebnis des Krieges.

Dies der Basler Friede von 1499. Er schloß die für Jahrhunderte letzte große Zusammenkunft solcher Art in unserer Stadt. Noch einmal hatte diese ihre internationale Bedeutung bewährt, ehe sie eidgenössisch wurde. Auch sie selbst erhielt in dem Frieden ihr Teil: bei Streitigkeiten zwischen Österreich und den Eidgenossen soll der Rat von Basel als Richter angerufen werden können; und da die Stadt dem König dargetan hat, weshalb sie nicht gegen die Eidgenossen gekämpft habe, so läßt ihr der König hierin seine Gnade angedeihen, so daß sie in diesem Frieden gleichfalls eingeschlossen sein und wegen ihres Verhaltens keine Ungnade noch Strafe empfangen soll.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/195&oldid=- (Version vom 24.10.2016)